Alfa Romeo 4C Spider im Fahrbericht:Heißes Herz

Der Alfa 4C Spider im Test

Der 4C Spider gewinnt die Herzen der Alfa-Fans zurück.

(Foto: STG)

Der Alfa 4C Spider ist eine minimalistische Fahrmaschine, ein reinrassiger Sportwagen. Und so gut, dass er bereits beim Einsteigen, besser Niederfallen, zeigt, was Sache ist.

Von Michael Specht

Die Autowelt ist manchmal surreal. Die von Alfa Romeo aber besonders. Fans und Pessimisten der Branche haben die italienische Marke bereits abgeschrieben, weil die Modelle Mito und Giulietta im Volumenmarkt nicht mehr konkurrenzfähig sind und sich nur noch zäh verkaufen lassen. Auf der anderen Seite warten Kunden auf ein kleines Sportcoupé wie den 4C mehr als zwölf Monate und zahlen dafür freiwillig mehr als 62 000 Euro. Alfas neues Highlight: Im Juni beginnt die Auslieferung der ersten Spider-Versionen des 4C - für mindestens 72 000 Euro.

"Die Leute suchen nach etwas Extravagantem und einem Fahrerlebnis, wie es in dieser Klasse kein Wettbewerber bietet", weiß Produktmanager Alberto Cavaggioni. Meint er damit vielleicht das Gokart-ähnliche Gefühl, die die rein mechanische Lenkung ohne hydraulische Hilfe vermittelt? Oder die rennsportmäßige Kombination von brutaler Beschleunigung (4,5 Sekunden von null auf 100 km/) und ultraschnellen Gangwechseln (Doppelkupplungsgetriebe) in Verbindung mit dem kernig klingenden Sound eines Vierzylinder-Turbo im Nacken?

Für den Kick zwischendurch

Ohne Zweifel, der Alfa 4C Spider und das technisch gleiche Coupé gehören in die Kategorie puristische Spaßgeräte. Ein sportliches Spielzeug für den Kick zwischendurch. Es ist ein Auto für leere, kurvenreiche Landstraßen, mit dem man an einem sonnigen Sonntagmorgen auf dem Weg zum Brötchenholen gern mal einen größeren Bogen fährt. "Und danach mit einem Lächeln aus dem Wagen steigt", sagt Cavaggioni. Und die Brötchen vergisst.

Das klingt nach Kompromiss und Entbehrung. Alfas Ingenieure haben hier einen reinrassigen Sportwagen gebaut, der einem bereits beim Einsteigen, besser Niederfallen zeigt, was Sache ist. Das Cockpit ist eng geschnitten und reduziert aufs Nötigste. Vor sich hält man ein dickes Lederlenkrad - natürlich unten abgeflacht. Dahinter sitzen die Schaltwippen, rechts rauf, links runter. Auf den Knüppel zwischen den Sitzen wurde verzichtet. Hier befinden sich vier Knöpfe mit der Aufschrift "1", "N", "R" und "A/M". Letzterer entscheidet, ob man mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe manuell oder im Automatikmodus arbeiten möchte.

Schnell fahren ist eine laute Angelegenheit

Mit dem Dreh am Zündschlüssel - einen Starterknopf gibt es nicht - und dem Fuß auf dem Gas tobt ein kleines Inferno los. 237 PS erwachen unmittelbar hinter den Sitzen, getrennt nur durch eine dünne Scheibe. Der Vierzylinder-Turbobenziner, 1,75 Liter groß und eine Eigenentwicklung von Alfa, hat naturgemäß wenig Mühe, den Spider nach vorne zu katapultieren. Kein Wunder, der Zweisitzer wiegt aufgrund seiner Karbon-Konstruktion lediglich 940 Kilogramm. Ein PS hat damit weniger als vier Kilo zu bewegen, was den 4C Spider zu einem äußerst agilen Kerlchen macht. Etwas Mühe hat der Fahrer allenfalls, den Wagen beim Beschleunigen sauber auf Kurs zu halten. Die Lenkung reagiert sehr direkt und verlangt bisweilen Nachdruck und zielgenaue Korrekturen.

Lassen sich bei manchen Spider- und Roadster-Konkurrenten die Dächer elektrisch und in weniger als zehn Sekunden öffnen, verlangt Alfa vom 4C-Besitzer Geduld und Fingerfertigkeit. Zunächst müssen zwei Verschlüsse oberhalb des Rückspiegels und je zwei an den Seiten entriegelt werden. Dann lässt sich das kleine, nur sieben Kilo schwere Softtop einrollen wie eine Isomatte und im Kofferraum - nennen wir es besser Ablagefach - hinter dem Motor verstauen. Schnell fahren wird jetzt allerdings zu einer lauten Angelegenheit. Das kommt nicht vom Motor, sondern kommt ausschließlich vom Fahrtwind, wenn er über die schmale Cockpitöffnung hinwegfegt. Spaß macht das auf Dauer nicht wirklich.

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