VW Caddy im Fahrbericht:Pragmatisch, praktisch, gut

Der neue VW Caddy

Gelungen: Der Caddy, pragmatisch und geräumig, ist ein echter VW.

(Foto: Volkswagen AG)

VW hat den Caddy überarbeitet - und liefert ein gelungenes Auto mit verschwenderisch viel Platz. Doch er hat einen entscheidenden Nachteil gegenüber der Konkurrenz.

Von Oskar Weber

Ginge es nach der schlichtesten aller Meisterregeln der Motivationskunst, wäre die Geschichte hier schon zu Ende: Nichts gesagt ist genug gelobt. Man kann die Story natürlich etwas aufpeppen. Dann darf man sagen: Der VW Caddy ist ein rundum gelungenes Auto - saubere EU-6-Triebwerke, verschwenderisch viel Platz für Familie, Freizeit und Gewerbe, routinierte Verarbeitung, tadellose Fahrsicherheit. Außerdem serienmäßig oder gegen Aufpreis die ganze Palette zeitgenössischer elektronischer Sicherheits- und Assistenztechnik. So verkörpert der Hochraumkombi, von dem es jetzt eine rundum überarbeitete Neuauflage gibt, die ursprüngliche Markenidee wie derzeit kein zweiter VW. Soll heißen: Der Caddy ist ein echter Volkswagen.

In Zeiten wie diesen ist das eine gute Nachricht. Denn wir haben es im vorliegenden Fall ja nicht nur mit Konzernstrategen zu tun, die einerseits nutzlose Trophäen wie den Phaeton pflegen und andererseits sinnfreie Ziele wie die globale Marktführerschaft jagen. Vielmehr scheint das ganze Thema der individuellen Mobilität zuweilen in die Schieflage einer sonderbaren Luxusdiskussion zu geraten. Die ursprüngliche und bis heute unschlagbare Idee individueller motorisierter Mobilität steckt in einem grotesken ideologischen Abnutzungskampf. Hier die ewig gestrigen Genug-ist-nicht-genug-Fetischisten mit ihrem hedonistischen Drang zum PS-Overkill; dort die mittlerweile vom Grünen ins Graue changierenden Gutmenschen und Besserwisser, die, weil ihr Lebensentwurf selbst kein Automobil benötigt, selbiges am liebsten auf dem Schrottplatz der Geschichte sehen würden.

Das Angebot an talentierten Hochdachkombis ist groß

Die breite Mitte wiederum fährt oft nicht so pragmatisch und praktisch, wie es möglich wäre. Weil die meisten den VW Caddy nicht kennen. Und auch nicht den Renault Kangoo, den Citroën Berlingo, den Peugeot Partner, den Fiat Doblo oder den Dacia Dokker. Allesamt Hochdachkombis mit famosen Alltagstalenten: Schiebetüren für schmale Parklücken, variable Innenraumkonzepte für tausend Einsatzzwecke, Gepäckabteile groß wie Lagerschuppen, erhöhte Sitzpositionen für besseren Durchblick und bequemen Ein- und Ausstieg. Gepaart mit moderner Antriebs-, Fahrwerks- und Sicherheitstechnik punkten diese nur scheinbar grauen Fahrzeugmäuse zudem meist mit moderaten Listenpreisen.

Der Innenraum des neuen VW Caddy.

Der Caddy mag aus VWs Nutzfahrzeugsparte stammen, aber im Innenraum ist er den Personenwagen der Marke deutlich näher.

(Foto: STG)

Was uns zurück zum Caddy bringt. Der ist - Kasten und Kombi, zwei Radstände, vier Diesel- und vier Ottomotoren mit 75 bis 150 PS - im Konzern in der Nutzfahrzeugsparte angesiedelt. Das hilft ihm freilich nicht im direkten Preisvergleich mit der Konkurrenz. Als Caddy für alle Familienfälle könnte der sparsame Zweiliter-Diesel mit 102 PS (75 kW, 4,6 Liter Normverbrauch) und in Kombination mit der ebenfalls sparsamen Trendline-Ausstattung infrage kommen. Gerundeter Grundpreis: 23 500 Euro. Die Klimaanlage kostet hier allerdings extra: 1450 Euro. Ebenso Sitzheizung (385 Euro), beheiz- und klappbare Außenspiegel (150 Euro) und Lederlenkrad (175 Euro). Gesamtpreis laut Liste: rund 25 700 Euro.

Das ist viel Geld für sehr viel Auto. Dass es sehr viel Auto auch für sehr viel weniger Geld geben kann, belegt Dacia mit dem Dokker. Der 90-PS-Diesel kostet in der oben konfigurierten Ausstattung 14 300 Euro. Bei einem Verbrauch von sechs Litern und einem Dieselpreis von 1,50 Euro fahren Sparer mit der Preisdifferenz eine Strecke von 125 000 Kilometern. Ein Volkswagen sollte in erster Linie eben auch immer bezahlbar sein.

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