Interview: Google Instant:"Keiner benutzt mehr sein Hirn"

Googles neue Echtzeitsuche wird das Suchverhalten der Internetuser verändern, die angezeigten Treffer und damit die Arbeit von Robert Hartl: Er berät Unternehmen, die im Netz gefunden werden wollen.

Lena Jakat

Google Instant wird uns weiter verändern. Robert Hartl berät mittelständische Unternehmen, die im Netz gefunden werden und im Wust der Suchmaschinen-Treffer auffallen wollen. Die neue Echtzeitsuche werde das Verhalten der Internetnutzer stark verändern, sagt er - und damit wohl auch seine Arbeit.

Robert Hartl SEO

Robert Hartl berät Firmen, die im Netz gefunden werden wollen.

(Foto: privat)

sueddeutsche.de: Ist Googles neue Suche wirklich so revolutionär?

Robert Hartl: Das muss man abwarten. Klar ist: Das Verhalten der Suchenden wird sich weiter verändern. Seit der Konzern den Nutzern automatisch Vorschläge für weitere Suchbegriffe macht, wird das Suchverhalten ohnehin schon stark gesteuert. Keiner benutzt mehr sein Hirn.

sueddeutsche.de: Inwiefern?

Hartl: Jeder schaut nur noch, ob das, was er sucht, irgendwie bei den Vorschlägen dabei ist. Sogenannte long tails, Suchbegriffe, die aus zwei oder mehr Begriffen bestehen, werden seltener. Sie werden einfach seltener vorgeschlagen. Ich habe Bedenken, dass sich das mit der neuen Echtzeitsuche noch verschärfen wird: Denn Google greift noch früher in diesen Suchprozess ein und verleitet den Suchenden zum Klick in die Ergebnisse.

sueddeutsche.de: Warum tut Google das?

Hartl: Je weniger Worte in die Suche eingegeben werden, desto größer die Trefferanzahl. Je mehr Treffer, desto größer wird auch der Markt für potentielle Anzeigenkunden. Das steigert die Konkurrenz und treibt den Preis in die Höhe. Umso mehr bleibt dann letztendlich auch bei Google hängen. Ich vermute, dass das neben der Zeitersparnis für den Suchenden mit ein Grund war, warum Google die neue Funktion so schnell eingeführt hat, ohne die üblichen monatelangen Vorlaufzeiten.

sueddeutsche.de: Was hat der Nutzer davon?

Hartl: Ich glaube nicht, dass es die Suche effizienter und insgesamt schneller macht. Die meisten Menschen überlegen ja ohnehin vorher kurz, mit welchen Begriffen sie suchen wollen. Wahrscheinlich werden die Nutzer nun aber noch mehr abgelenkt werden und so letztlich länger suchen. Mich persönlich macht die Instant-Suche richtig nervös, wenn da zwischendurch ständig neue Ergebnisse aufploppen.

sueddeutsche.de: Wenn die Suchenden schneller abgelenkt werden, was bedeutet das für die, die gefunden werden wollen?

Hartl: Es wird noch wichtiger werden, weiter oben in der Trefferliste zu landen. Wenn so schnell Ergebnisse geliefert werden, werden noch weniger Nutzer auf die zweite und dritte Ergebnisseite klicken, sondern alternativ die Suchbegriffe verändern.

sueddeutsche.de: Wie verändert das Ihre Arbeit?

Hartl: Das bleibt abzuwarten. Wir bauen gute Seiten, die schnell gefunden werden. Wenn sich die angezeigten Treffer ständig verändern, müssen wir den Firmen helfen, noch mehr aufzufallen: in der Bild- oder Videosuche, bei den Maps-Ergebnissen. Aber auch hier ist die Entwicklung von Google sehr dynamisch.

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