Stress im Studium macht krank:Von Anfang an am Ende

Studenten fühlen sich immer mehr unter Druck - und werden dabei psychisch krank. Eine US-Studie fand jetzt heraus, dass es noch nie so schlecht um die emotionale Verfassung von Studierenden bestellt war wie 2010.

Ständig Prüfungen, Angst vor der Arbeitslosigkeit, Leistungsdruck überall: Amerikanische Studenten leiden unter Stress - das wirkt sich auch auf ihre Gesundheit aus. Wie eine Umfrage der University of California in Los Angeles (U.C.L.A.) unter mehr als 200.000 Studienanfängern ergab, war es noch nie so schlecht um die emotionale Gesundheit von US-Studenten bestellt wie 2010.

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(Foto: iStock)

Das 25. Jahr in Folge wurde die Untersuchung vom Institut für Höhere Bildung der U.C.L.A. mit dem Titel Der amerikanische Studienanfänger: Nationale Normen Herbst 2010 erstellt, wie die New York Times berichtet. Während die Zahl der Studenten, die ihre eigene emotionale Verfassung als "unterdurchschnittlich" bezeichnen, stieg, behaupteten nur noch 52 Prozent, es ginge ihnen überdurchschnittlich gut. 1985 waren es noch 64 Prozent.

Universitätsseelsorger zeigen sich wenig überrascht von den Ergebnissen. Sie haben es jeden Tag mit Studenten zu tun, die unter Depressionen leiden und oftmals schon zu Psychopharmaka greifen, bevor sie überhaupt die erste Vorlesung besuchen. Sie sind gezeichnet vom Leistungsdruck der Schule und fürchten schon zu Beginn des Studiums, dass sie einst in der Arbeitslosigkeit landen könnten.

Frauen leiden unter diesen psychischen Belastungen mehr als Männer, wie die Befragung in USA ergab. 39 Prozent von ihnen gaben an, schon im letzten Schuljahr von den Anforderungen überwältigt gewesen zu sein, bei den Männern waren es 18 Prozent.

"Immer mehr Studenten kommen mit Problemen an die Uni, sie brauchen Unterstützung. Und die wirtschaftlichen Faktoren stellen eine zusätzliche Belastung dar. Die Studenten sehen ihre Kredite für die Studiengebühren und fragen sich, ob sie nach der Uni überhaupt einen Job finden werden", sagt Brian Van Brunt, Präsident der Vereinigung amerikanischer Universitäts-Berater.

Während der Grad emotionaler Gesundheit laut US-Untersuchung sinkt, wächst der persönliche Ehrgeiz. Wie die New York Times berichtet, war der Drang, erfolgreich zu sein, unter Studenten noch nie so hoch wie 2010.

"Studenten wissen, dass ihre Generation möglicherweise weniger erfolgreich sein wird, als die ihrer Eltern. Der Druck, etwas zu leisten, ist größer als in der Vergangenheit. Heutzutage müssen Studenten fürchten, auch mit Abschluss nur einen Mindestlohn zu verdienen. Schon mit 15, 16 glauben sie, auf jeden Fall noch einen Master oder eine Promotion an ihr Studium anschließen zu müssen", sagt Jason Ebbeling von der Southern Oregon University.

Männer reden nicht über Gefühle

John Pryor, einer der Leiter der Untersuchung, sieht die Wirtschaft als größten Stressfaktor im Leben von Studenten. "Immer mehr junge Menschen müssen Kredite aufnehmen, um ihr Studium finanzieren zu können. Finanzielle Hilfe wird für sie immer wichtiger", sagt er. Gleichzeitig seien die Eltern der Studenten selbst oft von Arbeitslosigkeit betroffen.

Wie viel diese Umstände mit der schlechteren emotionalen Verfassung von Studenten zu tun haben, kann jedoch auch Pryor nicht eindeutig klären.

Im Umgang mit Stress zeigen sich jedenfalls große Unterschiede zwischen den Geschlechtern, ergab die Untersuchung der Universität von Kalifornien. 60 Prozent aller Studenten, die psychologische Hilfe an der Uni suchen, sind Frauen.

Ähnliche Beobachtungen machten jüngst auch Hochschulpsychologen und Uni-Seelsorger in Deutschland. Auch sie berichtenn von zunehmendem Druck und psychischen Problemen unter Studenten. Auch hier sind es vor allem Frauen, die professionelle Hilfe suche.

"Jungen wurden dazu erzogen, nicht über ihre Gefühle zu sprechen", vermutet Linda Sax, Pädagogik Professorin an der U.C.L.A. Gleichzeitig reagieren sich männliche Studenten aber mehr in ihrer Freizeit ab. Sie treiben Sport und bauen Stress ab, während junge Frauen sich häufig auch in ihrer Freizeit zusätzlichen Druck aufbauen, indem sie ehrenamtlich tätig werden oder innerhalb der Famile Aufgaben übernehmen. Das mindet den Stress nicht", sagt Sax.

Auch auf Diskussionen mit Professoren reagieren Männer und Frauen an der Universität anders, wie die Untersuchung ergab. Während Männer fachliche Auseinandersetzungen mit Professoren als geradezu entspannend empfänden, litte bei den Frauen in ähnlichen Situationen das Wohlbefinden.

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