Antireligion "Church of Bacon":"Speck ist nicht eifersüchtig"

Lesezeit: 2 min

Ihr Gott ist der Speck: Die Mitglieder der Church of Bacon parodieren christliche Kirchen. (Foto: Illustration: Yinfinity)

Kostenlose Hochzeiten und Speckstreifen statt christlichem Abendmahl: Die "United Church of Bacon" in den USA ist ein Zusammenschluss von Atheisten, die die Ehrfurcht vor Religionen kritisieren.

Von Dorothea Wagner

Hände, die einen Speckstreifen anbeten - das ist das Logo der "United Church of Bacon". Die Organisation mit Sitz in Las Vegas parodiert christliche Kirchen. Damit will sie anfechten, dass Glaubensgemeinschaften gesellschaftlich automatisch respektiert werden - anders als überzeugte Atheisten, wie die "United Church of Bacon" auf ihrer Internetseite schreibt.

Viele der Mitglieder sind Atheisten. Die Organisation wächst schnell, allein in den vergangenen drei Monaten haben sich die Mitgliederzahlen mehr als verdreifacht. Die "United Church of Bacon" bietet Versammlungen, Beerdigungen und rechtlich gültige Hochzeiten an - kostenlos und mit Speckstreifen, wenn gewünscht. Seit 2012 können Menschen der Glaubensgemeinschaft beitreten, momentan hat sie 12 000 Mitglieder. Ihr Oberhaupt ist der Pilot John Whiteside, der die Kirche mitgegründet hat. Ein Anruf.

SZ: Warum hat sich Ihre Kirche Speck als Gottheit ausgesucht?

John Whiteside: Speck gibt es wirklich. Und jeder mag ihn, er verbindet die Menschen. Wenn ich morgens aufstehe, ist der Geruch das Göttlichste, das ich mir vorstellen kann.

Die Mitgliederzahlen Ihrer Glaubensgemeinschaft wachsen ständig. Sind auch Vegetarier dabei?

Auf jeden Fall, denn wir unterstützen auch veganen Speck. Wir wollen niemanden ausschließen. Manche meinen, dass wir Juden oder Muslime abschrecken wollen, weil Speck meistens aus Schweinefleisch ist. Das stimmt nicht. Speck aus Truthahn ist in unseren Augen genauso wertvoll.

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Welches Glaubensbekenntnis legen die Anhänger ab?

Wir haben neun Gebote, die Zusammenfassung lautet: Verhalte dich nicht wie ein Idiot. Uns ist es wichtig, dass unsere Mitglieder Spaß am Leben haben und auf irgendeine Weise Speck mögen - Speck ist allerdings nicht eifersüchtig, wenn man zusätzlich noch an andere Götter glaubt. Außerdem finden wir es gut, wenn sich unsere Mitglieder für wohltätige Zwecke engagieren. Und unser Hauptziel unterstützen: Wir fordern, dass Kirche und Staat stärker getrennt werden.

Sie kritisieren, dass die klassischen Glaubensgemeinschaften rechtliche und gesellschaftliche Vorteile haben.

Besonders die Kirchen haben zu viel Einfluss auf die Politk. Es ist einfach ungerecht gegenüber den anderen wohltätigen Organisationen. Außerdem finde ich es falsch, dass Priester immer noch als Respektspersonen gelten. Dabei haben nur manche von ihnen die Anerkennung wirklich verdient. Andere nicht. Gleichzeitig werden viele Atheisten so behandelt, als hätten sie keine moralischen Wertvorstellungen.

Wofür setzt sich Ihre Glaubensgemeinschaft ein?

Wir sammeln Geld für wohltätige Zwecke. Außerdem bieten wir den Menschen eine kostenlose Hochzeit an. Gerade auch denen, die von anderen Glaubensgemeinschaften abgewiesen werden, weil sie beispielsweise homosexuell sind. Für uns gibt es da keinen Unterschied, wir lehnen jede Form von Ausgrenzung ab.

Für die Hochzeit wirbt Ihre Kirche mit zwei Eheringen aus Speck. Welche Rolle spielt er bei der Zeremonie?

Jede Hochzeit ist anders, weil wir uns nach den Wünschen des Paares richten. Manchmal verteilen wir ein paar Speckstreifen wie bei einem christlichen Abendmahl. Aber das machen wir nur, wenn die Menschen offen dafür sind. Gerade komme ich aus Mississippi zurück. Ich habe ein Paar getraut, das von den Kirchen abgelehnt worden war. Speck wäre in diesem Fall zu viel gewesen, die Gegend ist eher konservativ.

Es gibt noch andere Religionsgemeinschaften mit ähnlichen Zielen wie die Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters. Wie ist das Verhältnis?

Wir sind enge Freunde und unternehmen viel gemeinsam. Es gibt nur ein paar feine Unterschiede. Sie mögen Nudeln Carbonara, also viele Nudeln mit wenig Speck. Wir mögen wenig Nudeln mit viel Speck. Und Speck habe ich schon oft in der Realität gesehen - anders als ein fliegendes Spaghettimonster.

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