Blog-Affäre um DuMont:Quasseln bis zum Entsetzen

Die Tücken des Internets: Hat der prominente Verlegersohn Konstantin Neven DuMont unter zahlreichen Pseudonymen das Niggemeier-Blog mit Kommentaren überschwemmt?

Marc Felix Serrao

Vielleicht das Gute zuerst. Konstantin Neven DuMont, 40, ist kein gewöhnlicher Medienunternehmer. Der Sohn des Kölner Verlegers Alfred Neven DuMont, 83, und Aspirant auf die Leitung der Verlagsgruppe M.DuMont Schauberg (Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Mitteldeutsche Zeitung) ist ein sehr mitteilsamer Mensch. Andere Verleger wirken eher im Hintergrund. Er nicht. Andere haben Antworten. DuMont hat auch Fragen. Viele Fragen.

Konstantin Neven DuMont

Der Verleger Konstantin Neven DuMont ist derzeit Ziel des Spotts im Internet: Von seinem Computer wurden zahlreiche seltsame Kommentare gepostet.

(Foto: dpa)

Besonders gern stellt er sie im Netz, etwa auf seiner - öffentlichen - Pinnwand bei Facebook. Dabei geht es nicht nur um Medien. Auch Sport ("Ist die Fußball-Bundesliga noch kindgerecht?") oder Technik ("Als ich in den USA studierte, gab es noch kein Internet. Ich weiß nicht warum, aber im Nachhinein bin ich irgendwie froh darüber") werden diskutiert. Mitunter denkt DuMont auch über das Sein an sich nach: "Morgen werde ich 40. Ist das jetzt gut, schlecht oder egal?"

Es gibt nicht wenige Leute in der Verlagswelt, und viele davon arbeiten für DuMont, die die Kommunikationslust des jungen Verlegers lustig finden. Doch das Amüsement ist verflogen. Es herrsche "helles Entsetzen", heißt es aus dem Umfeld der Unternehmensführung. Es geht um eine E-Mailadresse und sehr viele Identitäten. Und es geht um den Ruf des Hauses DuMont.

An diesem Montag veröffentlichte der Medienjournalist Stefan Niggemeier in seinem Blog einen Text, in dem er fragte, ob es möglich sei, dass Konstantin Neven DuMont "über Monate in diesem Blog unter einer Vielzahl wechselnder Pseudonyme eine dreistellige Zahl von teils irren Kommentaren abgibt, in denen er auf eigene Beiträge verweist, mich und seine Konkurrenz beschimpft, wüste Verschwörungstheorien strickt und seine verschiedenen Identitäten miteinander diskutieren lässt?" Was folgt, ist eine Geschichte, die so verrückt klingt, dass man sie kaum glauben mag. Demnach wurden in Niggemeiers Blog von jemandem, der die Mailadresse und offenbar auch den Internetanschluss des Verlegers nutzte, über Monate zum Teil sehr wirre Beiträge unter Namen wie "Himmlischer Friede" oder "Ordensschwester" verfasst.

DuMont hat den Verdacht, er selbst stecke hinter der Kommentarflut, zurückgewiesen. Sein Verlag nennt ihn "haltlos". Die Einträge stammten von zwei Personen, die Zugang zu seinem Rechner gehabt hätten, erklärte DuMont dem Branchendienst Meedia. Er habe sie mit Niggemeiers Hilfe "überführt". Dessen Methoden finde er im Übrigen "bedenklich".

Der Journalist widerspricht. Niggemeier sagt, er habe DuMont vor der Veröffentlichung seines Textes Gelegenheit gegeben, Stellung zu nehmen. Dessen Erklärung sei "nicht plausibel", er könne sie aber auch nicht widerlegen. "Doch selbst wenn es stimmt, was er behauptet - dass andere Leute an seinem Rechner waren -, wäre das bedenklich. Er ist ja ein nicht ganz unwichtiger Mensch in dieser Branche." Das stimmt. Konstantin Neven DuMont trägt in einem der größten deutschen Verlage Verantwortung: für Unternehmensstrategie und Kommunikation.

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