Internet: Neues Portal:Markwort macht sich unsterblich

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Mit Internet hatte er bisher nicht viel im Sinn, nun fördert Helmut Markwort ein neues Portal für die kreative Hinterlassenschaft von Verstorbenen.

Christina Maria Berr

Serge Gainsbourg hat einmal ein Chanson geschrieben über einen Mann der Pariser Metro, der ganz sein ganzes Leben Billets entwertet und kleine Löcher in die Fahrkarten knipst, solange, bis das letzte Loch kommt, und das ist ein großes Loch.

Arbeiten für die Ewigkeit: Helmut Markwort kümmert sich um ein neues Portal, in dem man sich verewigen kann. (Foto: dpa/dpaweb)

Der Tod beschäftigt die Lebenden, und damit lässt sich sogar ein Internet-Portal gestalten. Helmut Markwort, Gründer und bis vor Kurzem Chefredakteur von Focus, will jedenfalls nach ganzen Kräften eine neue Idee fördern, die am November offiziell vorgestellt wird. Es geht darum, dass jeder wie bei Myspace oder Youtube eigene Filme, Bilder, Texte hochladen kann - diese Werke aber offenbar erst nach dem Ableben der Umwelt zur Verfügung stehen.

Nach Wunsch des Urhebers werden sie wohl einigen Freunden oder einer größeren Gruppe zugänglich gemacht. Markwort, der mit Online-Elan bisher noch nicht aufgefallen ist, hat mit Matthias Krage einen branchenerfahrenen Partner zur Seite. Der Inhaber der Internet-Agentur net-n-net, die in Taufkirchen bei München sitzt, glaubt an eine Lücke im Dschungel des digitalen Informationsangebots.

Markwort und Krage kennen sich aus alten Burda-Zeiten. Krages Agentur kümmert sich um den Online-Auftritt des Burda-Blatts Playboy und berät zudem Burda Media.

In der Einladung zur Präsentation wird über den Inhalt angedeutet, dass "Sie sich im Internet unsterblich machen können". Die persönlich von Markwort unterzeichnete Einladung sei echt, bestätigte die Burda-Pressestelle. Hubert Burda Media habe aber nichts damit zu tun. Ein Goethe-Zitat ("Du hast Unsterblichkeit im Sinn / kannst du uns deine Gründe nennen? / Gar Wohl! Der Hauptgrund liegt darin, / daß wir sie nicht entbehren können.") ziert das Dokument. Weder Krage noch Markwort werden offenbar als Geschäftsführer auftreten, hierfür ist ein Dritter eingeplant.

Helmut Markwort, der derzeit für den Datterich in Darmstadt probt, wird also als "Privatmann" - so heißt es aus dem Projekt nahestenden Kreisen - involviert sein und dabei durchaus eine aktive Rolle spielen. Wie genau das aussehen soll, will man noch nicht verraten. Man kann also nur vermuten, dass Markwort, der Krages Idee offenbar gelungen und somit unterstützenswert fand, auch eigenes Werk der Nachwelt hinterlassen wird.

Zuletzt hatte der aus Darmstadt stammende Marktwort für Schlagzeilen gesorgt, als er im Sommer in einer Aufführung des Volkstheater Frankfurts im "Hessischen Jedermann" den "Tod" gespielt hat. Regisseur Wolfgang Kaus hat das berühmte "Spiel vom Sterben des reichen Mannes" von Hugo von Hofmannsthal ins Hessische übertragen. Sequenzen daraus sind bestimmt als Material für das neue Portal geeignet. Und vielleicht gibt Markwort sogar weitere Kunstwerke auf dem neuen Portal preis.

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