Faschingsball:Florians sündige Gassen

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Die Feuerwehrler heizen ihren kessen und uniformierten Gästen auf dem Faschingsball ordentlich ein, die Politiker indes schonen sie nicht

Von Max Böttcher, Dachau

Der Ball der Freiwilligen Feuerwehr Dachau, lockt jedes Jahr Hunderte begeisterte Narren ins Ludwig-Thoma-Haus. Auch an diesem Samstag feierten sie unter dem Motto "Sperrbezirk" bis tief in die Nacht mit heiteren Bühnenshows, Live-Musik und natürlich jeder Menge Alkohol.

Wer das Ludwig-Thoma-Haus als Ort der Kultur und des Austausches kennt, der traute am Samstag kaum seinen Augen: Statt nüchterner Sachlichkeit war alles bunt und glitzernd. Der Feuerwehrverein hatte alles an Dekoration aufgefahren, was das Lager so hergegeben hatte. Als Leitfaden für die Gäste, galt "Florians sündige Gassen". Dementsprechend viel nackte Haut war auch auf den Bildern und Plakaten zu sehen, die an den Wände hingen. Aber auch viele Kostüme waren getreu dem Motto gestaltet. "Der Swingerclub" etwa: Fünf junge Männer im weißen Bademantel, dazu trugen sie Adiletten und weiße Tennissocken. Auf ihren Rücken prangte die Aufschrift "Swingerclub" - ein wirklich sündiges Kostüm. Hoch im Trend standen heuer Uniformen aller Art: Vom Polizisten bis zur Krankenschwester alles war vertreten. Manch einer hatte sich bei seiner Verkleidung sogar so viel Mühe gegeben, dass die Unterscheidung zur echten Amtsperson für den Laien schon schwierig wurde. Dunkle Sonnenbrille und aufgeklebter Schnurrbart verrieten den Schwindel jedoch meist: Schließlich darf nicht jeder einfach so Handschellen am Gürtel tragen.

Auch wenn sich reichlich uniformierte Krankenschwestern und Doktoren unter die Feiernden gemischt hatten, vertrauten die echten Sanitäter lieber nicht auf deren Können, sondern schauten lieber selbst vorbei für den Fall der Fälle. Um langen Anfahrtswegen vorzubeugen, wurde kurzerhand ein großer Krankenwagen mitsamt Besatzung vor der Tür des Ludwig-Thoma-Hauses positioniert.

Obwohl das Veranstaltungsgebäude schon um 20 Uhr zum Bersten voll war, drängten weiterhin unzählige Gäste hinein. Die Party des Jahres wollte schließlich keiner verpassen. Von Innen sah man wie immer mehr Kostümierte, aus allen Gassen zum Ball strömten. Aus den Taxen stiegen immer neue Batmans, Zuhälter und Matrosen aus. Schon Wochen vorher sind meist alle Karten verkauft, doch manch einer hat Glück und bekommt, auch wenn er im Vorfeld keine Karte ergattern konnte, trotzdem Einlass gewährt.

Aber es gab nicht nur im Publikum viele originelle oder lustige Verkleidungen zu sehen, auch auf den beiden Bühnen wurde was geboten. Zum Auftakt trat zunächst die Prinzengarde auf, bevor die Band aufspielte. Überraschend textsicher sangen Jung und Alt, bei wildem Headbanging, "Country Roads" mit, das Ganze in dreifacher Geschwindigkeit. Ein echter Spaß, der die Stimmung mächtig anheizte.

Der Höhepunkt des Abends war, wie soll es anders sein: das Feuerwehrensemble. Die zwei Moderatoren hatten sich in enge Frauenkleider gezwängt und turmhohe Perücken aufgesetzt. Ein echter Knaller. Das Publikum johlte vor Begeisterung. Oberbürgermeister Florian Hartmann und diverse Dachauer Politiker mussten sich einiges anhören. Die Feuerwehrler wagten einen schonungslosen, komödiantischen Rundumschlag und nahmen auch keine Rücksicht darauf, dass die Kommunalpolitiker da waren. Bei einer Adaption des Liedes "Ham kummst" wurde gar in feinster Mundart gedichtet: "Die Sitzung im Stadtrat letzte Nacht war ne schwache Partie..." Als sich die Feuerwehrmänner dann schließlich in edelster Stripclub-Manier aus ihren Uniformen schälten, tobte der Saal. Frauen und Männer kreischten gleichermaßen. Klar, dass Abkühlung nottat und so bekam das Publikum eine Sektdusche. Als Zugabe sangen alle zusammen "Tatütata die Feuerwehr ist da". Danach tanzten die Gäste bis spät in die Nacht hinein.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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