Fußball in Schwabhausen:Kind verschießt Elfmeter - Vater beißt Schiedsrichter

Fußball in Schwabhausen: Ein Junge läuft mit dem Ball Richtung Tor (Symbolfoto).

Ein Junge läuft mit dem Ball Richtung Tor (Symbolfoto).

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Sogar die Polizei musste zu dem E-Juniorenspiel auf dem Platz des TSV Schwabhausen anrücken. Das Ergebnis: geschockte Kinder - und eine Erkenntnis über die Wirkmächte unserer Gesellschaft.

Kolumne von Gregor Schiegl

Bill Shanklys Asche wurde nach seinem Tod 1981 auf dem Rasen des Stadions an der Anfield Road verstreut. Ein würdiges Ende für den Trainer des FC Liverpool. Aufgewachsen als jüngstes von elf Kindern in der kleinen Arbeiterstadt Glenbuck, begann seine Karriere im lokalen Fußballclub bei den "Glenbuck Cherrypickers", und man darf sich gewiss sein, dass sich der Junge aus Schottland auf dem Weg an die Spitze kräftig durchbeißen musste. "Einige Leute halten Fußball für einen Kampf auf Leben und Tod", zitierte ihn die Sunday Times in ihrem Nachruf. "Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es weit ernster ist."

Man könnte das als historische Randnote eines knorrigen Haudegens abtun, der britische Fußball von Anno Tobak gilt ja gemeinhin als etwas robuster. Allerdings geht es auch auf heimischen Fußballplätzen bisweilen recht ruppig zu und besonders rabiat am Rand des Feldes. Laut Polizeibericht kam es am Sonntag gegen 13 Uhr bei einem Fußballturnier auf dem Sportgelände des TSV Schwabhausen zu einer "tätlichen Auseinandersetzung zwischen zwei Trainern und zwei E-Juniorenspieler-Vätern". Ein Schiedsrichter, der die Streithähne auseinander bringen und beruhigen wollte, wurde durch einen Biss leicht verletzt, ebenso erlitten ein Spielervater und ein Trainer leichte Verletzungen. Grund des Vorfalls war angeblich ein verschossener Elfmeter eines Kindes.

Die spielenden Kinder waren sehr geschockt über das Verhalten der angeblichen "Vorbilder", schreibt die Polizeiinspektion Dachau weiter, die nun ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung gegen die Trainer und die zwei Väter eingeleitet hat. In einer schon mehr als 20 Jahre alten Studie zu Gewalt im Amateurfußball steht der Satz: "Der sportliche Wettkampf hat Stellvertreterfunktion für den Kampf um soziale, gesellschaftliche Anerkennung und Gleichberechtigung."

Und so sagt der Vorfall in Schwabhausen wohl mehr aus über die Wirkmächte unserer Gesellschaft als über den Fußball. Wo jeder der Erste, Beste, Tollste sein muss, bleibt das auf der Strecke, was die Trainer ihren kleinen Spielern vermitteln wollen: Fair Play. In Würde zu verlieren und zu akzeptieren, dass ein anderer vielleicht mal besser war, ist auch eine Leistung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: