Mitten in Forstinning:Preißn auf der Schoaßwiesn

Wer von einem "Trecker" spricht, ist sehr wahrscheinlich ein Preiß, wenn jemand Bulldog sagt, ist er eher keiner. In manchen Fällen sind freilich Rückschlüsse schwieriger

Von Korbinian Eisenberger

Wer einem Bauer beim Mistausbreiten zusieht und dabei die Nase rümpft, ist meistens ein Preiß. Sicher kann man sich allerdings nicht sein, möglicherweise gibt es unter den Einheimischen ja auch den ein oder anderen, dem zu viel Kuhmist stinkt - weswegen es ja den Begriff Schoaßwiesn überhaupt erst gibt. Ein viel verlässlicheres Erkennungsmerkmal für einen Preißn ist daher die Ausdrucksweise. Wenn einer erst die Nase rümpft und dann noch hinzufügt, dass der Trecker die Wiese stark aromatisiert, dann kann man sich seiner Sache gewiss sein.

Dieser linguistische Exkurs zeigt: Allein wie einer das wichtigste Fahrzeug des Bauern nennt, verrät wesentliches über einen Menschen. Wer von einem "Trecker" spricht, ist sehr wahrscheinlich ein Preiß, wenn jemand Bulldog sagt, ist er eher keiner. Wer "Zugmaschine mit Einzylindermotor" sagt, arbeitet mit ziemlicher Sicherheit in der Redaktion des Duden. Und wer von Ackerschleppern oder Wiesenziehern spricht, schmiert entweder auf Wikipedia-Seiten herum oder ist einfach ein Depp.

Im Prinzip wäre damit alles erzählt. Gäbe es in Forstinning nicht ein Gremium, dem diese Vokabeln anscheinend noch nicht reichen. In der Tagesordnung zu ihrer Gemeinderatssitzung kündigten die Forstinninger neulich in herrlichem Nominalstil die "Anschaffung eines kommunalen Mehrzwecktraktors" an. Gemeint war damit ein kleiner Bulldog, mit dem die Bauhofmitarbeiter Sachen durch den Ort ziehen können, etwa einen Anhänger mit Ästen oder Begrenzungspfosten. Für Odelfässer ist der Bulldog eher nicht gedacht, auch das erklärt die Gemeinde auf Nachfrage.

Über den Verfasser der Tagesordnung lässt sich sagen, dass er vermutlich kein Preiß ist, aber ganz eindeutig Beamter.

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