Moosach:Zum Einkauf bei Freunden um die Ecke

Moosach: Bunt gemischt sind die Waren im neuen Moosacher Dorfladen, wo Andrea Windecker, eine der beiden Geschäftsführerinnen, gerade die Einkäufe eines Kunden verpackt. Wer schon alles besorgt hat, kann hier auch einfach einen Cappuccino schlürfen.

Bunt gemischt sind die Waren im neuen Moosacher Dorfladen, wo Andrea Windecker, eine der beiden Geschäftsführerinnen, gerade die Einkäufe eines Kunden verpackt. Wer schon alles besorgt hat, kann hier auch einfach einen Cappuccino schlürfen.

(Foto: christian endt)

Nach langen Jahren des Wartens eröffnet in Moosach endlich ein Dorfladen. Die Kunden sind von dem charmanten Geschäft mit Online-Vorbestellung und Café-Bereich begeistert

Von Jessica Morof, Moosach

Zittrige Finger greifen im unteren Regalteil nach einem leeren Eierkarton. Ganz vorsichtig fasst die Seniorin anschließend vier Eier aus der Palette auf dem Regal an und setzt sie in den Karton. "Es ist halt geschickt, wenn man schnell mal etwas braucht", sagt die Moosacherin, greift noch nach einer Süßkartoffel und wendet sich in Richtung Theke, wo ihr Mann gerade ein Roggenbrot kauft. "Es ist ja sonst nichts da", sagt sie noch und meint die unzureichende Nahversorgung in der kleinen Gemeinde. Denn noch vor zwei Wochen musste das Ehepaar für jeden Einkauf mehrere Kilometer mit dem Auto fahren - bis der neue Dorfladen seine Türe geöffnet hat. An diesem Samstag steht die große Eröffnungsfeier an.

Wer durch die Tür des ehemaligen Weingeschäfts tritt, erlebt die heimelige Mischung aus Café-Flair und Tante-Emma-Laden, wo man nach dem schnellen Einkauf am Abend noch kurz einen Cappuccino schlürfen und mit Gleichgesinnten den neuesten Dorfklatsch austauschen kann. Im vorderen Bereich befinden sich weiße Thekenmöbel vor blau gestrichenen Wänden sowie eine Auslage mit Semmeln, Croissants und täglich frisch gebackenem Kuchen.

Im Angebot sind auch Chiasamen und Tofu

Im hinteren Bereich liegen in Regalen und Kühlschränken Waren für den täglichen Bedarf: Von Waschmittel und Schwämmen vorbei an Tiefkühlpizza und Milchflaschen, über Tofu, Chiasamen und Bayerischen Reis bis hin zu Schokokeksen und Chipstüten.

In der Mitte des Raums lagern Knoblauch und Zwiebeln in kleinen blauen Holzkisten; daneben Fenchel und einige Grapefruits in großen Kartons. Eine bunte Auswahl bietet der Moosacher Dorfladen - alles für den schnellen Einkauf, um einen Arbeitstag oder das Wochenende noch überstehen zu können, wenn es für den Großeinkauf im Supermarkt nicht gereicht hat. Eine Mischung aus Biowaren und konventionellen Lebensmitteln, aus Altbekanntem und Ungewöhnlichem.

Moosach: Nur er findet den Dorfladen nicht so toll, er muss nämlich draußen warten.

Nur er findet den Dorfladen nicht so toll, er muss nämlich draußen warten.

(Foto: Christian Endt)

Schon im Jahr 2011 hatte die kleine Gemeinde im südlichen Landkreis versucht, einen Dorfladen aufzubauen. Denn die nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind in Glonn, Zorneding oder Kirchseeon. In Moosach hatte bisher nur der Metzger einige zusätzliche Waren auf Lager. Aber eben nicht genug, befand der Arbeitskreis. Vor fünf Jahren hatte es allerdings an geeigneten Räumen gemangelt, und das Projekt wurde auf Eis gelegt. 2016 schloss dann das Weingeschäft in der Taubenstraße. Etwa 50 Quadratmeter wurden so frei für den neuen Laden.

Dem Metzger will man keine Konkurrenz machen, Wurst und Fleisch gibt es deshalb nicht

"Ich bin überzeugt, dass es Synergieeffekte geben wird", sagt Andrea Windecker, eine der beiden Geschäftsführerinnen der neuen Mini-GmbH. Ganz wichtig sei, dass man keine Konkurrenz zu den bestehenden Einkaufsmöglichkeiten sei, sondern eine Ergänzung. Deshalb gab es natürlich auch Gespräche mit der Metzgerei; Wurst und Fleisch verkauft der Dorfladen nicht.

Das Konzept des kleinen Geschäfts sieht vielmehr vor, Alltagswaren für den bewussten Konsumenten anzubieten - und zudem einen gemütlichen Treffpunkt zur Verfügung zu stellen. Bereits nach zwei Wochen falle Windecker auf, dass viele Schüler den Dorfladen - mit den leckeren Süßigkeiten - als Treffpunkt nutzten, und auch die Erwachsenen gerne am Abend noch auf einen Tee oder Kaffee vorbeischauten.

Wie das Geschäft aussehen und was es anbieten soll, hat der ganze Arbeitskreis gemeinsam beschlossen. Das Geld für die Ausstattung, den Umbau und die ersten Waren haben die Moosacher selbst eingebracht: Mehr als 120 Personen haben Anteile zu je 180 Euro erstanden; so kamen 37 000 Euro für den Anfang zusammen. "Wir hoffen jetzt auf stabile Umsätze, damit sich das Ganze dann von allein trägt", erklärt Windecker.

Noch muss sich erst zeigen, was die Moosacher so wollen

Suchend steht am Vormittag eine Kundin vor dem Kühlschrank mit Molkereiprodukten. "Eine kleine Milch habt ihr heute nicht, oder?", fragt sie Tamara Weidlich, die mit ihrer Auszeichnungsmaschine Preisschilder an die Nudelpackungen klebt. "Leider nicht", sagt die zweite Geschäftsführerin und Verkäuferin im Dorfladen. "Das muss ich gleich für die Bestellung aufschreiben."

In den ersten Tagen habe sie zu vorsichtig bestellt, erklärt Weidlich, die an zwei Tagen im Laden arbeitet. "Das muss sich eben alles erst noch einspielen." Auch, wie das Sortiment ankommt, müsse man noch abwarten und gegebenenfalls Artikel tauschen; Anregungen bekommt das Team direkt von den Kunden. Ganz klar ist aber schon: Die Backwaren sind sehr gefragt - vor allem die Vorbestellung im Internet werde gerne genutzt -, ebenso wie das frische Obst und Gemüse von Erzeugern aus der Region.

Wenn am frühen Vormittag der große Schwung von Kunden auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit vorbei ist, tröpfeln die Besucher einzeln aber stetig ein, sodass Weidlich an der Kasse gut beschäftigt ist. Eine Nachbarin des Dorfladens spaziert trotz Regen in blauen Filzhausschuhen durch die Tür. Sie packt Marmelade, eine Zeitung und Brot in ihren Weidenkorb ein. Für die kleinen Dinge im Alltag "ist das jetzt schon praktisch mit dem Laden", sagt sie. Und wenn mal jemand dort sei, den sie kennt, dann bleibe sie gerne auch auf einen Kaffee. "Ich fahre aber trotzdem einmal die Woche nach Grafing." Schließlich bekomme man hier nicht alles.

Viele Moosacher haben den Dorfladen bereits gut angenommen in den ersten zwei Wochen. "Ich glaube, aus unserer Familie war jetzt an jedem Tag jemand hier", sagt ein Kunde, der sich mit Semmeln eingedeckt hat, und lacht. Ob das Geschäft sich auch auf lange Sicht bewähren wird, müsse sich aber noch zeigen, gibt Windecker zu. Sie ist auf jeden Fall von dem Nutzen des Dorfladens überzeugt und plant fleißig für die Zukunft: Bald soll es Hinweisschilder in der Umgebung geben, um im Sommer auch Wanderer, Radler und Wochenendausflügler in das gemütliche Geschäft zu locken.

Am Samstag, 25. März, wird die Eröffnung noch offiziell gefeiert. Das Fest beginnt um 12.30 Uhr.

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