Stammzellenspenden:Eine Frage des Alters

Moosach 'Lukas' Typisierungsaktion

Blut ins Röhrchen darf bei der Spenderdatei AKB nur von maximal 45-Jährigen. Bei der DKMS kann man sich bis zum 55. Lebensjahr registrieren lassen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit großem Aufwand suchen Organisationen wie die DKMS oder die AKB nach Stammzellenspendern für Leukämiepatienten wie Lucas aus Moosach. Die Kriterien für eine Aufnahme in die Dateien sind aber verschieden

Von Sandra Langmann, Moosach/Freising

Der 18-jährige Lucas aus Moosach, der 16-jährigen Niclas und der 20-jährige Jonas aus Freising - drei junge Männer, die ein Schicksal teilen. Sie sind an Blutkrebs erkrankt und suchen dringend einen Stammzellenspender, mit dessen Hilfe sie wieder gesund werden können. Obwohl weltweit bereits 28 Millionen Menschen in Spenderdateien registriert sind, fand sich für die drei bislang kein so genannter genetischer Zwilling. Um die drei zu unterstützen, wurden deshalb sowohl in Moosach als auch in Freising Registrierungsaktionen durchgeführt. 2116 Menschen waren es Ende Februar alleine in Moosach, die ihr Blut für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) typisieren ließen. Für die beiden jungen Männer aus Freising kamen noch einmal 3682 potenzielle Spender zusammen, diese ließen sich über die Stiftung Knochenmarkspende Bayern (AKB) registrieren. Für Lucas aus Moosach wird sogar noch weiter gesammelt. Wie der Kommandant der Moosacher Freiwilligen Feuerwehr Herbert Weidlich berichtet, kommt Unterstützung von der Feuerwehr aus Gerbrunn bei Würzburg. Dort findet am 26. März eine Typisierungsaktion statt. Die Feuerwehren sind seit einem Hochwassereinsatz 2002 gut befreundet.

Die gesammelten Daten beider Spenderdateien fließen schließlich in einen Topf, aus dem sich weltweit Mediziner auf der Suche nach geeigneten Stammzellenspendern für ihre Patienten bedienen können. Dennoch, die Voraussetzungen, um sich bei der DKMS oder der AKB registrieren zu lassen, sind unterschiedlich. Während man sich bei der DKMS noch bis zum vollendeten 55. Lebensjahr eintragen lassen kann, ist das bei der AKB nur bis zum 45. Geburtstag möglich. Weil beide Initiativen ziemlich gleichzeitig für ihre Typisierungsaktionen geworben haben, führte das bei manchem potenziellen Spender zu Verwunderung. Denn wer bei der AKB abgelehnt wurde, um Niclas, Jonas oder anderen Patienten möglicherweise das Leben zu retten, wurde bei der DKMS auf der Suche nach einem Stammzellenspender für Lucas noch gerne aufgenommen.

Manuela Ortmann, die bei der AKB für die Spendergewinnung zuständig ist, erklärt, dass es die Entscheidung der Ärzte sei, welche Stammzellen für die Spende infrage kämen. Eine Studie aus den letzten 15 Jahren habe gezeigt, dass in 90 Prozent der Fälle die Stammzellen von 20- bis 35-Jährigen verwendet würden. Über 50-Jährige hingegen kämen nur selten zum Zug. "In Italien oder Frankreich liegt die Grenze für eine Typisierung sogar bei 35 Jahren", so Ortmann. Das hat einen medizinischen Grund: Mit dem Alter werden die Zellen träger und können sich nicht mehr so häufig teilen. Patienten seien aber auf junge und kräftige Zellen angewiesen, um gesund zu werden. Lässt man sich typisieren, entstehen zudem Kosten in Höhe von etwa 50 Euro. Um eine entsprechende Spende werden die Teilnehmer an Typisierungsaktionen wie der in Freising gebeten. Mit dieser freiwilligen Spende gehe man bei der AKB sehr sorgsam um, weshalb nur jene registriert würden, die auch eine wirkliche Chance hätten, als Spender zum Einsatz zu kommen.

Jede Spenderdatei kann individuell die Altersgrenze für eine Registrierung festsetzen - allerdings nur innerhalb einer gesetzlich vorgegebenen Altersspanne, sie beginnt mit dem 17. und endet mit dem 60. Lebensjahr, erklärt Laura Riedlinger von der DKMS. Registrieren darf man sich bei der DKMS noch mit 55, wenngleich Riedlinger einräumt, dass ältere Menschen seltener als Spender infrage kommen. Dennoch habe man sich auf eine höhere Altersgrenze verständigt. Nicht zuletzt deshalb, weil es auch für die Erkrankten die Chance erhöhe, einen Spender zu finden.

So wie das Baby, dessen Leben Regina Reines retten konnte. Die Münchner Sozialpädagogin war 47, als ihr mitgeteilt wurde, dass ihre Stammzellen benötigt würden. Das war 2003. Inzwischen ist Regina Reines 60 Jahre alt und freut sich, dass es dem Kind gut geht. Die Stammzellenspende selber sei unkompliziert gewesen, erinnert sich Regina Reines. Nach einer Voruntersuchung wurden ihr die Stammzellen entnommen. "Das ging sehr schnell", schildert sie ihre Erfahrungen. Trotz ihres Alters habe es keine Komplikationen oder Probleme gegeben. Weder bei den Voruntersuchungen noch bei der Spende selbst. Sie könne jedem nur raten, sich registrieren zu lassen.

Ist man einmal registriert, bleibt man sowohl bei der DKMS als auch bei der AKB bis zum 61. Geburtstag gespeichert. "Das hängt vom Gesetzgeber ab", erklärt Manuela Ortmann von der AKB, die Spenderdatei habe darauf keinen Einfluss. Als Spender innerhalb der Familie könne man bei der Übereinstimmung von Gewebemerkmale auch noch im Alter von 70 Jahren spenden. Man versuche aber immer, die Spende eines Jüngeren zu finden, erklärt Ortmann.

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