Fröttmaninger Heide:Minen unter Magerrasen

Tellerminen und Granaten: Die bei Hundebesitzern und Spaziergängern beliebte Fröttmaninger Heide ist wesentlich stärker mit Munitionsresten gespickt als angenommen - für Räumung fehlt Geld.

T. Kronewiter

Die Fröttmaninger Heide ist wesentlich stärker mit Kampfmitteln, Minen, Granaten- und Munitionsresten kontaminiert als bisher gedacht. Bei der Untersuchung von drei der 334 Hektar brachten es die Räumtrupps auf fünf Tonnen Metallschrott, außerdem mehrere Granaten und eine Tellermine. Statt der bereitgestellten 15.000 Euro hat der Heideflächenverein als Eigentümer für die Räumung schon 50.000 Euro aufwenden müssen. Der Verein will deshalb auf das nach wie vor geltende Betretungsverbot künftig nachdrücklicher pochen. Die "Betreten verboten"-Schilder bekommen spätestens Anfang 2011 Aufkleber, die auf die Munitionsreste hinweisen.

Fröttmaninger Heide: "Betreten verboten" heißt es in der Fröttmaninger Heide - das Gelände ist mit Munitionsresten belastet.

"Betreten verboten" heißt es in der Fröttmaninger Heide - das Gelände ist mit Munitionsresten belastet.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Nachricht vom Ausmaß der Funde hat im Bezirksausschuss Schwabing-Freimann Überraschung ausgelöst. Die Granatreste stammen offenbar nahezu komplett aus dem Zweiten Weltkrieg, als der Truppenübungsplatz gezielt bombardiert worden war. "Auf Luftaufnahmen nach dem Krieg sieht man einen Krater neben dem anderen", berichtete Anwohner Walter Hilger, der für den Bezirksausschuss Kontakt mit dem Heideflächenverein hält.

Die 30 Zentimeter langen Blindgänger befänden sich im Durchschnitt zehn bis 20 Zentimeter unter der Erde. In einem Fall habe man, nachdem die Sonde angeschlagen habe, sogar 2,50 Meter tief buddeln müssen - um dann nur eine Stahlbetonplatte zu finden. Drei Granaten seien aufgetaucht, nachdem man einen kleinen Wall abgetragen habe. Hilger zufolge ist vorgesehen, die durch die Heide geplanten Wege und beiderseits einen Korridor von zehn Metern penibel genau zu untersuchen.

Erst wenn die Schilder ergänzt und die Wege untersucht sind, ist an eine Freigabe der Heide zu denken. Das bestätigte auf SZ-Nachfrage Christine Joas, Geschäftsführerin des Heideflächenvereins. Was aber passiert mit der restlichen Naturlandschaft? Werner Lederer-Piloty (SPD), Chef des Bezirksausschusses, rechnete die dafür entstehenden Kosten überschlägig jedenfalls auf Millionenhöhe hoch - Geld, das der Heideflächenverein nicht hat. Es stellt sich auch die Frage, ob dies nötig ist.

Denn schon die Bundeswehr, so war die Auffassung, müsse zumindest grob ihren Truppenübungsplatz überprüft haben - sonst wären die über Jahrzehnte gelaufenen militärischen Übungen ja gar nicht zu verantworten gewesen. Joas geht jedenfalls davon aus, dass man das Betreten der Flächen neben den Wegen untersagen wird, solange nicht definitiv eine Belastung ausgeschlossen werden kann. Ob dann Schilder reichen, wolle man mit einem Rechtsbeistand noch erörtern.

Hilger, der seit 1957 in Freimann wohnt, hat als Bundeswehrsoldat selbst in der Heide Schützengräben ausgehoben. Seit dieser Zeit kann er sich an keinen Unfall erinnern, der durch alte Munition verursacht worden wäre. Anantha Swamy (Grüne) reichte diese Aussage nicht aus. Nicht genauer zu untersuchen, sei "sehr leichtsinnig". Mit Schildern allein ließen sich die Menschen auch nicht abschrecken. Darüber hinaus: "Hunde können auch nicht lesen." CSU-Fraktionschef Patric Wolf sah dies ähnlich: "Es besteht eine konkrete Gefahr, wenn man die Fröttmaninger Heide betritt." Deshalb sehe er den Bezirksausschuss in einer "gewissen Warnfunktion".

Der aktuell am stärksten frequentierte Bereich rund um das derzeit entstehende Heidehaus ist bereits entschärft. Jetzt kann es nur noch schrittweise gehen; am morgigen Freitag will der Vorstand des Vereins dazu einen Beschluss fassen. "Wir bräuchten finanzielle Unterstützung", sagt Christine Joas.

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