Würm-Anwohner:Hochwasser erreicht den Münchner Westen

Die Böden können kein Wasser mehr aufnehmen: Die Würm-Anwohner bereiten sich auf Hochwasser vor. An diesem Freitag könnte sogar Meldestufe 3 erreicht werden.

M. Bernstein und M. Berzl

Im gesamten Würmtal zwischen Starnberg und Karlsfeld bereiten sich die Anwohner des Flusses, der von den alten Kelten "die schnell Strömende" genannt wurde, auf Hochwasser vor. Erste Sandsackbarrieren werden seit Mittwoch errichtet. Zwar ist gestern der Pegel Leutstetten zunächst auf Meldestufe 1 gefallen - das bedeutet, dass es derzeit nur an einigen Stellen kleinere Ausuferungen gibt. Da sich der Starnberger See weiterhin auf erhöhtem Stand befindet und für Donnerstagnacht und Freitagvormittag starke Niederschläge angekündigt sind, könnte in Leutstetten aber sogar Meldestufe 3 erreicht werden. Das würde dann bedeuten: Gebäude und Keller stehen unter Wasser, überörtliche Straßen müssten gesperrt werden. Auch am Pegel Obermenzing ist dann nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamtes München mit einem erneuten Anstieg des Wasserstandes zu rechnen.

Würm-Anwohner: Hochwasser am Starnberger See in der Wassersportsiedlung: Für Donnerstagnacht und Freitagvormittag sind starke Niederschläge angekündet, die Lage könnte sich noch verschlechtern.

Hochwasser am Starnberger See in der Wassersportsiedlung: Für Donnerstagnacht und Freitagvormittag sind starke Niederschläge angekündet, die Lage könnte sich noch verschlechtern.

(Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Nach den vom Deutschen Wetterdienst ausgegebenen Unwetterwarnungen vor Dauerregen mit 50 bis 80 Milimetern in 24 Stunden ist - weil die Böden kein weiteres Wasser mehr aufnehmen können - an allen kleinen Gewässern mit Überschwemmungen zu rechnen. Die Gemeinden, aber auch Bewohner betroffener Grundstücke werden von den Wasserwirtschaftsbehörden aufgefordert, Sicherungsmaßnahmen vorzubereiten und gefährdete Punkte zu kontrollieren. Grundsätzlich ist vor allem in Würmnähe mit stark steigenden Grundwasserständen zu rechnen.

Die Anlieger der Würm sind schon seit Mittwoch gewarnt: Das Wasser ist durch die heftigen Regenfälle an einigen Stellen bedenklich hoch gestiegen, die Böden sind vollgesaugt und kaum mehr aufnahmefähig; nun hängt viel davon ab, wie stark die angekündigten Niederschläge ausfallen. An einigen Stellen ist die Lage jetzt schon kritisch. Wie berichtet, sind Zufahrten in der Wassersportsiedlung in Starnberg überflutet. In Gauting schwappt das Wasser über Terrassen am Würmufer bei der Brücke am Hauptplatz, und am Parkplatz beim Schwimmbad warnt ein Zettel vor "Hochwassergefahr".

In Krailling ist der Bergerweiher über die Ufer getreten. Der Wasserspiegel des Starnberger Sees liegt derzeit etwa einen halben Meter über dem normalen Wert, berichtete Walter Schramm, der für den Landkreis Starnberg zuständige Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt in Weilheim. Die Situation sei ähnlich kritisch wie zuletzt 2002, so Schramm. Die Pegel am Nordufer des Sees und der Würm in Leutstetten sind so hoch, dass das Wasserwirtschaftsamt Meldestufe 1 ausgelöst und eine Vorwarnung ausgesprochen hat. In dem Fall benachrichtigt der Katastrophenschutz im Landratsamt die Gemeinden, Kreisbrandrat Markus Reichart hat außerdem die Feuerwehrkommandanten von Tutzing bis Krailling informiert. Denn bis in den Freitag hinein erwartet das Wasserwirtschaftsamt Weilheim erneut starken Niederschlag. "Der Pegel des Starnberger Sees wird dadurch weiterhin auf hohem Niveau verharren und kann nach den Niederschlägen wieder leicht ansteigen", heißt es im Hochwassernachrichtendienst (www.hnd.bayern.de).

Der Katastrophenschutz ist jedenfalls vorbereitet, falls See oder Fluss stellenweise über die Ufer treten. Eine Sandsackfüllanlage steht schon betriebsbereit im Starnberger Bauhof, berichtete Kreisbrandrat Reichart am Mittwoch der SZ. Mehrere Lastwagenfuhren mit Sand seien bereits am Dienstag angeliefert worden. Zum Transportieren der befüllten Sandsäcke wurde ein Fahrzeug der Erlinger Feuerwehr mit besonders großer Bodenfreiheit bereitgestellt. Bei welchen Feuerwehren wie viele Säcke vorrätig sind, ist genau aufgelistet. Weit über 2000 Sandsäcke wurden bereits ausgeliefert, vor allem in die Wassersportsiedlung in Starnberg. Mit dicken Gummistiefeln war dort Kommandant Christian Reichert am Mittwochvormittag unterwegs, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Um mehrere Häuser sind kleine Sandsackmauern aufgeschichtet, hier und dort schalten sich immer wieder automatisch Pumpen ein, die Wasser aus den Grundstücken befördern. Hektische Betriebsamkeit ist hier aber nicht zu spüren; wer eine der ausgebauten Bootshütten besitzt, muss mit dem Hochwasser leben.

Auch in Obermenzing wurden gestern Vorkehrungen gegen ein mögliches Hochwasser getroffen. Die Münchner Feuerwehr sicherte Schwachstellen der Uferbefestigung mit Sandsäcken. Dort wird schon den dritten Tag in Folge ein Pegelstand von 90 Zentimetern gemessen.

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