Dießen - Heiraten ganz in Grün - Starnberg

test Dießen: Hochzeitsmesse: Gut Romentahl Tischdeko Foto: Nila Thiel
(Foto: Nila Thiel)

Vorsichtig tupft Nicole Fritsch die Grundierung auf. Mit einer kleinen Bürste massiert die Stylistin den Puder ein. Ihre Schwester Anja hat die Augen geschlossen. Ganz leicht zucken ihre Augenlider, als Nicole den grauen Lidschatten mit einem Pinsel aufträgt. Wimpern tuschen, Augenbrauen nachziehen, Wangenknochen betonen, den violetten Blumenschmuck im Haar zurechtrücken. Fertig. Prüfend betrachtet Anja Fritsch das Werk ihrer Schwester im Spiegel. Im Oktober werden Anja Fritsch und ihr Verlobter Ralf Heyen auf Gut Romenthal heiraten. Deswegen sind sie an diesem Sonntag zur Hochzeitsmesse "Traustelle" auf das Gut gekommen. Eine Art Generalprobe für das Paar.

Im Saal des Gutshofs herrscht reges Treiben. Entlang der Wände haben die Aussteller ihre Stände aufgebaut. Haarschmuck, Häppchen und Hochzeitsfotografien reihen sich aneinander. In der Mitte stehen zwei runde Tische, Tischdecken und Stuhl-Hussen im klassischen Weiß gehalten. Auf den Tischen Blumengestecke aus Rosen, einzelne Rosenblätter zwischen den Kerzen verstreut. Das Geschirr elegant gedeckt, Gläser aus Kristall, Blumenarrangements in kleinen Vasen. Gäste, die die Traustelle besuchen, sollen einen möglichst großen Einblick bekommen, was bei einer Hochzeit alles möglich ist - und was die Aussteller der Messe im Repertoire haben.

Die Traustelle wurde 2010 von Stefanie Grewel ins Leben gerufen. Was damals mit drei Anbietern und lediglich einer gemeinsamen Website begonnen hat, ist heute zu einer kleinen Hochzeitsmesse geworden, auf der mittlerweile 17 Aussteller vertreten sind. "Ich habe mir gedacht, was man denn tun könnte, damit wir Hochzeitsdienstleister besser voneinander profitieren können", erinnert sich die gelernte Fotografin, die mittlerweile mit ihrem Kaffeecatering "Bohne 37" auf der Traustelle vertreten ist. Seither bekomme sie drei bis vier Anfragen von neuen Ausstellern pro Jahr, die Messe hat sich zu einem Event entwickelt.

Denise Peters drapiert noch die letzten Cupcakes, bevor die ersten Besucher auf dem Gutshof eintreffen. Pastellgelb und hellrosa sind die kleinen Törtchen dekoriert, immer abwechselnd auf einem weißen Tablett angerichtet. Daneben eine klassische Hochzeitstorte, vierstöckig, mit grünem Fondant überzogen. Grün sei in diesem Jahr die Trendfarbe, sagt die Konditormeisterin. Sie betreibt ein Café in Dießen, Hochzeitstorten bietet sie seit vier Jahren an. "Damit habe ich meinen Traum verwirklich. Ich liebe es, mich beim Backen kreativ auszuleben." Und kreativ muss sie sein, denn die Wünsche der Kunden werden immer individueller, sagt Denise Peters. Besonders im Trend: "Naked Cakes". Diese werden entweder gar nicht oder nur ganz unsauber bestrichen, das mache den Vintage-Look.

Einmal wickeln, zweimal wickeln. Vorsichtig bindet Tanja Pflaum die Seidenschürze links an der Taille. Das pastellfarbene Hochzeitsdirndl stehe ihr ganz ausgezeichnet, sagt sie zu Anja Fritsch, die das bodenlange Kleid noch ein wenig zurechtzupft. Eine passende Halskette kommt noch dazu. Anja Fritsch dreht sich weg vom Spiegel und hin zum Publikum. "Toll", sagt der Bräutigam. "Wunderschön", schwärmt die Schwester.

Mit ihrer Manufaktur "Ploom" präsentiert Tanja Pflaum auf der Traustelle vor allem Brautkleider im Dirndl-Style. Aber auch eine klassische Brautkleid-Kollektion hat sie seit diesem Jahr im Sortiment. Die Wörthseerin legt bei ihrer Arbeit Wert auf Materialen aus der Region, und besonders auf deren Qualität. "In einem Brautkleid muss man sich schließlich wohlfühlen", sagt sie. Die bodenlangen Korsagen-Dirndl bleiben bei ihr auch in diesem Jahr ein Klassiker. "Die meisten Bräute wün-schen sich vor allem für kirchliche Trauungen ein klassisches Kleid in Weiß. Auf dem Standesamt darf es dann gerne mal etwas ausgefallener sein."

Mit ausgefallenen Wünschen kennt sich auch Markus Schäfler aus. Bei "Heiraten ist mehr" gestaltet er gemeinsam mit den Brautpaaren freie Trauungen. Ganz persönlich sollen diese Trauungen sein, mit individuellen Texten und Themen, genau auf das Paar zugeschnitten. Obwohl es sich dabei um weltliche Trauungen handelt, sind alle von Schäflers Mitarbeitern Theologen. "Denn die wissen einfach am besten, wie man Menschen bei einer Zeremonie persönlich erfassen kann", erklärt er. Die spektakulärste Trauung bislang hat Markus Schäfler 2015 erlebt. Ein amerikanisches Paar hat seine Firma beauftragt, ihre Trauung zu organisieren. Geheiratet wurde dann in New York, auf einem Kreuzfahrtschiff mitten auf dem Hudson River, die Skyline Manhattans im Hintergrund. "Das war einfach gigantisch", erinnert sich Schäfler.

Ganz so ausgefallen soll die Hochzeit von Anja Fritsch und Ralf Heyen nicht werden. Vor allem die besondere Atmosphäre gefällt ihnen an Gut Romenthal, genauso wie die Heimatverbundenheit. Vor zwei Jahren hat Anja, die in der Region aufgewachsen ist, das Gut zum ersten Mal gesehen. "Damals habe ich mir gedacht: Falls ich jemals heiraten sollte, dann hier."