Explosion bei Demo:Polizisten durch Sprengsatz verletzt

"Ein krimineller Akt": Zwei Polizisten wurden auf einer Großdemo in Berlin durch einen offenbar selbstgebastelten Sprengsatz schwer verletzt.

Die erste Expolsion war gewaltig. Nur wenige Sekunden danach folgen zwei weitere, kleinere Detonationen. Rauch steigt auf, Demonstranten laufen auseinander, die Polizei stürmt vorwärts.

Polizei ermittelt nach Wurf von Sprengsatz wegen Totschlagversuchs

Die Polizei ermittelt nach Wurf eines Sprengsatzes in Berlin wegen Totschlagversuchs. Der Screenshot eines auf dem Internetportal youtube veröffentlichten Videos zeigt die Explosion.

(Foto: ag.ddp)

Was genau da bei der Demonstration gegen die Sozialabbau und die Sparpläne der Regierung Mitten in Berlin explodiert ist, war lange nicht klar. Zwei Polizisten wurden dadurch schwer verletzt.

Jetzt heißt es: Die beiden Polizisten seien mit einer Art Splitterbombe angegriffen worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers vom Sonntag handelte es sich offenbar um einen selbst gebauten Sprengsatz, der möglicherweise mit Nägeln oder Glasscherben gefüllt war. Möglicherweise seien in Deutschland nicht zugelassene Feuerwerksböller manipuliert worden.

Den Worten des Sprechers zufolge mussten den beiden Beamten verschiedene "Gegenstände" herausoperiert werden. Er konnte allerdings nicht genau sagen, um welche Fremdkörper es sich handelte.

Ein Video von dem Vorfall ist auf Youtube zu sehen.

Berlins Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) verurteilte die Attacke. Es sei "ein krimineller Akt, der mit dem Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit nichts mehr zu tun hat". Den beiden Beamten ging es laut Polizei am Sonntag wieder besser. Einer von ihnen werde voraussichtlich bereits in Kürze entlassen, sein Kollege werde allerdings noch einige Tage in der Klinik bleiben müssen, hieß es.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Innensenator Ehrhart Körting (beide SPD) haben die Attacke gegen Polizisten scharf verurteilt. "Es kann und darf für Angriffe auf Polizeibeamte keinerlei politische Legitimation geben", erklärte Wowereit in Berlin. Körting kritisierte, Teilen des autonomen Spektrums diene Politik nur noch als Vorwand, um Menschen zu verletzen. "Hier handelt es sich um eine neue Brutalität." Wowereit und Körting übermittelten den beiden Beamten ihre Genesungswünsche. "Die Polizistinnen und Polizisten, die im Namen der Allgemeinheit bei großen Demonstrationen eingesetzt werden und dabei auch den Auftrag haben, Gewalttätern entschlossen entgegenzutreten, haben unsere volle Unterstützung und Solidarität", betonte Wowereit.

Neben den beiden Schwerverletzten wurden durch den Angriff in der Torstraße 13 weitere Polizisten verletzt. Sie erlitten unter anderem Schnittwunden und Knalltraumata. Drei Demonstranten wurden unter dem Verdacht festgenommen, die Splitterbombe geworfen zu haben. Sie kamen in der Nacht zum Sonntag aber ebenso wieder auf freien Fuß wie vier weitere Teilnehmer des Protestmarsches, die wegen anderer Delikte festgenommen worden waren.

Unter dem Motto "Die Krise heißt Kapitalismus" waren am Samstag bis zu 20.000 Menschen durch die Berliner Innenstadt gezogen, um gegen Sozialabbau und das Sparpaket der Bundesregierung zu protestieren.

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