Nordrhein-Westfalen:82-Jähriger bricht in Essener Bankfiliale zusammen - Kunden ignorieren ihn

  • In einer Bankfiliale in Essen ist ein 82-Jähriger zusammengebrochen.
  • Erst nach 20 Minuten holte ein Kunde Hilfe - vier Personen stiegen über den Mann hinweg; er stirbt im Krankenhaus.
  • Die Polizei in Essen ist geschockt.

Ein erschütternder Fall von unterlassener Hilfeleistung beschäftigt die Essener Polizei. Sie ermittelt gegen vier Personen, die am 3. Oktober im Vorraum einer Deutsche-Bank-Filiale einen zusammengebrochenen Mann ignorierten. Erst nach 20 Minuten rief ein weiterer Kunde den Rettungsdienst.

Der 82 Jahre alte Mann aus Essen kam nicht mehr zu Bewusstsein und starb schließlich in der vergangenen Woche, teilte die Polizei jetzt mit. "Teilweise gingen sie nah an dem Sterbenden vorbei oder stiegen hinüber, um ihre eigenen Finanzgeschäfte durchzuführen", hieß es. Anschließend hätten die Kunden den Vorraum wieder verlassen. Dies geht aus dem Film einer Überwachungskamera hervor, den die Polizei bei ihren Ermittlungen ausgewertet hat.

"Er fiel zu Boden und blieb mitten in dem Vorraum der Bank liegen"

Der Rentner hatte am Nachmittag des Feiertages an einem der Kundenterminals Überweisungen tätigen wollen. Dabei sei er in eine "medizinische Notfallsituation" geraten, die später zu seinem Tod geführt habe, erklärte die Polizei.

"Er fiel zu Boden und blieb mitten in dem Vorraum der Bank liegen." Ein von der Polizei veröffentlichtes Foto zeigt den Mann auf der Seite liegend. Ein Schriftstück liegt auf dem Boden, halb verdeckt durch seine offene Jacke.

Auf den Videoaufnahmen ist der Polizei zufolge zu sehen, wie etwa fünf Minuten nachdem der Mann zusammengebrochen ist, die erste Person den Vorraum betritt und sich nicht kümmert. Der Mann habe mitten in dem Raum gelegen und sei gut gekleidet gewesen, sagte ein Sprecher. Danach seien noch drei weitere Kunden auf dem Weg zum Geldautomaten über den Mann hinübergestiegen, hätten einen großen Bogen um ihn herum gemacht oder seien auch nah an ihm vorbeigegangen. Der vierte Kunde habe etwa 19 Minuten nach dem Zusammenbruch die Filiale verlassen. Erst der fünfte holte Hilfe.

Polizei und Rettungsdienste bitten in der Pressemitteilung: "Schauen Sie hin! Wählen Sie 110 oder 112 und retten Sie das Leben Ihrer Mitmenschen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: