Vatikan:Papst wirft Kurie Ruhmsucht vor

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Fand bei seiner Weihnachtsansprache harte Worte für jene, die seine angestrebten Reformen torpedieren: Papst Franziskus (Foto: dpa)
  • Bei seiner Weihnachtsansprache warf Papst Franziskus "Verrätern" im Vatikan vor, seine Reform der Kurie zu hintertreiben. Namen nannte er keine.
  • Er warnte vor Intrigen; es gelte, eine "unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen" hinter sich zu lassen, sagte er.
  • Andererseits lobte er diejenigen, die mit "Einsatz, Treue, Kompetenz, Hingabe und viel Heiligkeit" ihre Aufgaben erfüllten.

Von Andrea Bachstein, München

Der Papst nannte keine Namen, als er am Donnerstag von "Verrätern" sprach, von Kirchenverantwortlichen, die sich von "Ehrgeiz und Ruhmsucht korrumpieren" ließen, und sich zu "Märtyrern" erklärten, wenn sie "sanft aus dem System entfernt" werden. Wen Franziskus meinte, konnten sich jedoch in den höheren Rängen der Römischen Kurie alle denken, die zur Weihnachtsansprache in die Sala Clementina des Apostolischen Palastes gekommen waren. Franziskus fand harte Worte für jene, die seine angestrebten Reformen torpedieren und seiner Auffassung nach ihre eigene Schuld an Missständen nicht eingestehen, sondern sich stattdessen als Opfer eines angeblich uninformierten Papstes präsentieren.

Dass er genau das nicht ist und zudem kein bisschen vor Anti-Reformern zurückweicht, wollte Franziskus offenkundig erneut unterstreichen. Er warnte vor Intrigen; es gelte, eine "unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen" hinter sich zu lassen, sagte das Kirchenoberhaupt. Diese stellten in "Wahrheit ein Krebsgeschwür dar, das zur Selbstbezogenheit führt".

Papst Franziskus lobte andererseits diejenigen, die mit "Einsatz, Treue, Kompetenz, Hingabe und viel Heiligkeit" ihre Aufgaben erfüllten. Eine auf sich selbst bezogene Kurie verliere ihre Daseinsberechtigung. Es sind Mahnungen, wie man sie oft von ihm hört; der Papst ist bekanntermaßen regelrecht allergisch gegen jenen Teil des Klerus, der karrieristisch denkt, Ämter für persönliche Interessen nutzt und einen aufwendigen Lebensstil pflegt. Franziskus sagte am Donnerstag auch, dass der Weg der Ökumene unumkehrbar sei, er mahnte, alle müssten sich daran beteiligen.

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Papst Franziskus spricht von "15 Krankheiten" der Kurie

Die Kurienmitglieder konnten kaum überrascht sein davon, dass ihr Chef nicht nur Freundlichkeiten zum Fest bescherte. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Franziskus zu diesem Anlass schwere Vorwürfe gegen Teile seiner Kirche erhoben. So sprach er von "15 Krankheiten" der Kurie, dazu zählte er spirituelle und geistige Abstumpfung und Eitelkeit.

Wie schwierig es sei, die Kurie zu modernisieren und mehr an die Bedürfnisse der Gläubigen heranzuführen, dafür wählte Franziskus einen Vergleich, den er nach eigener Aussage bei einem Erzbischof des 19. Jahrhunderts entliehen hat: "In Rom Reformen durchzuführen, ist, wie wenn man die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste reinigen will."

Den Anlass für die Äußerungen über "Verräter" und selbsterklärte "Märtyrer" dürften jene Kreise geliefert haben, die dem Papst Häresie vorwerfen. Hinzu kommen öffentliche Äußerungen von Reformgegnern, darunter der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller und Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Letzterem hatte Franziskus als Präfekt der bedeutenden Glaubenskongregation im Juni eine Verlängerung der Amtszeit verweigert. Müller beschwerte sich darüber vor einigen Wochen in einem ARD-Interview. Darin deutete Müller auch an, "bestimmte Kräfte im Hintergrund" hätten zu seiner Entlassung beigetragen.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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