Junge Politiker - das erste Jahr im Bundestag (1):Erzählen Sie mal! Wie war's?

Ein Jahr nach der Bundestagswahl zieht sueddeutsche.de mit den jüngsten Abgeordneten Bilanz. 18 Jungpolitiker, darunter der 23-jährige Florian Bernschneider, berichten von Überraschungen, Ärgernissen und Träumen im Politzirkus Berlin - und den Reaktionen der Senioren.

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(Foto: F. Bernschneider/Sascha Gramann)

Florian Bernschneider aus Braunschweig ist der jüngste Abgeordnete der vor einem Jahr neu gewählten Politiker. Der FDP-Nachwuchs wurde am 15.12.1986 geboren und war zum Zeitpunkt der Bundestagwahl im September 2009 erst 22 Jahre alt. Wie auch viele seiner jungen Kollegen glaubt er, dass junge Politiker im Umgang mit den Medien den Älteren eine Nasenlänge voraus sind. sueddeutsche.de stellt in dieser Serie die Neulinge vor.  Herr Bernschneider, Ihr erstes Jahr im Bundestag ist vorbei - was hat Sie zu Beginn am meisten überrascht? Mich hat gerade zu Beginn das große mediale Interesse an meinem Alter überrascht. Ich kenne viele junge Menschen, die sich politisch engagieren; mehr als man vielleicht denkt, wenn über die Jugend von heute gesprochen wird. Deswegen empfinde ich es vielleicht auch weniger als "Sensation", dass junge Menschen sich politisch einbringen. Klar bekommt der oder die Jüngste immer etwas mehr Aufmerksamkeit, aber es war schon eine Menge. In der täglichen Arbeit im Bundestag spielt das Alter dabei gar keine Rolle. Hier merken die Kollegen relativ schnell, dass die Stimme eines Dreiundzwanzigjährigen nicht weniger und nicht mehr wert ist als die eines älteren Kollegen. Was hat Sie enttäuscht? Mich enttäuscht immer wieder das unkonstruktive Vorgehen einiger Oppositionsvertreter, denen es hauptsächlich um Stimmungsmache geht, obwohl man sich in der Sache hinter verschlossenen Türen einig ist. Ich bin in die Politik gegangen, weil ich der Auffassung war, dass politische Entscheidungen zu oft am nächsten Wahlergebnis oder Umfragen und zu wenig an der Zukunft ausgerichtet werden. Sigmar Gabriel scheint förmlich für dieses Negativbild der Politik zu leben. Wie war das erste Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden? Ich hatte mein erstes Gespräch mit Frau Homburger am Rande einer Fraktionssitzung. Es war ein Fachgespräch zu einem Thema, für das ich in der Fraktion zuständig bin. Kein Smalltalk, sondern ein sachliches, bündiges, aber freundliches Gespräch. Welche Aufgaben in Ihrem Alltag als Abgeordneter rauben am meisten Zeit? Die inhaltliche Vorbereitung von Sitzungen und Reden sowie die Terminplanung und manchmal einfach nur das Abarbeiten von Post und Einladungen. Wie reagieren die Bürger, wenn Sie nun in Ihrem Wahlkreis unterwegs sind? An meinem Bekanntheitsgrad hat sich gar nicht so viel geändert. Schließlich war ich schon vor meiner Zeit im Bundestag politisch aktiv und engagiert, zum Beispiel als Stadtschülerratssprecher. Aber natürlich kommt es vor, dass ich beim Brötchen kaufen auf das Mandat angesprochen werde: "Sie sind doch unser Abgeordneter." Fast immer bekomme ich dann ein positives Feedback. Häufig geht es eher um die kleinen Probleme des Alltags und weniger um die große Politik. Was sind Ihre ganz persönlichen politischen Ziele? Als Liberaler - und das unterscheidet uns von vielen anderen Parteien - trägt man eine Art inneren Kompass mit sich herum. Er richtet sich an einigen Grundüberzeugungen aus. Eine zum Beispiel ist die größtmögliche Freiheit des Einzelnen, die ihre Grenze dort findet, wo sie die Freiheit anderer einschränkt. Wo andere erst einen Parteitagsbeschluss oder die Richtungsvorgabe eines Parteivorsitzenden brauchen, kann man sich als Liberaler auf diesen Kompass verlassen. So leite ich meine politischen Entscheidungen und Ziele ab: Egal, ob es darum geht, statt einem Pflichtdienst auf die Freiwilligendienste zu bauen oder ob man im Bildungssystem auf gleiche Chancen am Start statt dauerhafter Gleichmacherei setzt. Welches Ihrer Wahlversprechen konnten Sie umsetzen? Politik ist Teamwork. Ich bin gemeinsam mit meinen Fraktionskollegen für eine liberale Politik und mit dem Wahlprogramm der FDP angetreten. Aus dem, was wir vor der Wahl versprochen haben, konnten wir bereits vieles umsetzen, zum Beispiel die Stärkung von Familien mit der Erhöhung des Kindergeldes und der Kinderfreibeträge und die Verhinderung ständig zunehmender Überwachung und unsinniger Verbotspolitik mit dem Grundsatz "Löschen statt sperren". Ferner stärken wir Bildung und Forschung mit zusätzlichen zwölf Milliarden Euro trotz der schwierigen Finanzlage und haben mit der Verdreifachung des Schonvermögens für Hartz-IV-Empfänger unseren Sozialstaat treffsicherer und fairer gemacht. Ich bin in meiner Fraktion unter anderem für die Freiwilligendienste zuständig, die trotz Wirtschaftskrise in den kommenden Jahren ausgebaut werden, weil es wichtig ist, das freiwillige bürgerschaftliche Engagement junger Menschen zu fördern. Was können junge Politiker besser als ältere? Als Liberaler liegt es mir fern, am Alter bestimmte Stärken festzumachen, weil die Realität oft genug Überraschungen bietet und das Gegenteil beweist. Um trotzdem, wenn auch verallgemeinernd, zu antworten: Junge Politiker scheinen die Chancen der neuen Medien für einen direkteren Kontakt mit den Bürgern häufiger zu erkennen. Warum sollte Ihre Partei auf Sie setzen? Die FDP setzt doch bereits auf mich, sonst hätte man mir nicht die Chance gegeben liberale Politik im Deutschen Bundestag zu vertreten. Diese Aufgabe nehme ich ernst und gehe motiviert und mit vollem Einsatz vor. Ist Politik Ihr Leben? Nein, aber Politik ist ein Teil meines Lebens. Darüber freue ich mich und bin stolz, so viel Verantwortung tragen zu dürfen. Ich denke aber auch, dass Politik nicht zum Selbstzweck werden sollte. Die Entscheidungen, die wir politisch in Berlin treffen, verändern auch immer ein Stück weit die Lebenswirklichkeit aller. Wer gute Entscheidungen treffen will, sollte also noch ein Leben neben der Politik haben. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Ich habe nie akribisch den Einzug in den Bundestag geplant und es gibt genau so wenig einen Masterplan für die kommenden Jahre. Aber ich war nie politisch aktiv, um Berufspolitiker auf Lebenszeit zu werden, sondern um etwas zu verändern; nicht nur zu meckern, sondern selbst anzupacken. Solange ich das Gefühl habe, dass ich politisch etwas erreichen kann und noch genügend Ideen habe, für die es sich lohnt einzutreten, werde ich mich politisch engagieren. Im Moment reichen Tatendrang und Ideen gut und gerne für die nächsten zehn Jahre. Aber niemand hat im Bundestag eine Dauerkarte gebucht. Deswegen kann ich mir auch gut vorstellen, mich in zehn Jahren ganz anderen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Wovon träumen Sie? Ich kämpfe nicht politisch für Bürgerrechte und Privatsphäre, um dann öffentlich darüber zu plaudern, wovon ich nachts träume. Im übertragenden politischen Sinne "träume" ich von einer Gesellschaft, die sich traut, dem Einzelnen wieder mehr Freiheit und Eigenverantwortung zu übertragen und in der sich dieses Mehr an Eigenverantwortung und ein Mehr an Solidarität nicht ausschließen. Auf den nächsten Seiten lesen Sie die Antworten der anderen jungen Abgeordneten - wofür sie kämpfen und wovon sie träumen.

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(Foto: Nadine Schön / Margarete Singer)

Nadine Schön, CDU, Jahrgang 1983, St. Wendel, Saarland Frau Schön, Ihr erstes Jahr im Bundestag ist vorbei - was hat Sie zu Beginn am meisten überrascht? Mich hat die kollegiale, offene Art und die Hilfsbereitschaft der meisten meiner Kollegen überrascht. Ich hab mich hier von Anfang an sehr wohl gefühlt. Außerdem hat mich überrascht, dass die Abgeordneten, abgesehen vom Fraktionsvorstand, im Plenum keinen festen Platz haben. Was hat Sie enttäuscht? Frustrierend ist manchmal die lange Verfahrensdauer, bis Entscheidungen fallen. Das ist natürlich notwendig, wenn man sich mit vielen Akteuren abstimmen muss. Trotzdem: Manchmal könnte es schneller gehen. Wie war das erste Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden? Nett, offen, unterhaltsam. Welche Aufgaben in Ihrem Alltag als Abgeordnete rauben am meisten Zeit? Die Beantwortung von Bürgeranfragen kostet viel Zeit, da sich diese Anfragen auf das ganze Spektrum der Themen beziehen und nicht nur auf die eigenen Schwerpunktthemen. Viel Zeit verbringe ich auch mit der Vorbereitung und inhaltlichen Einarbeitung in meine Themen im Parlament. Das sind im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Bereiche Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Gleichstellung und im Wirtschaftsausschuss die Themen Ausbildung und Fachkräfte. Wie reagieren die Bürger, wenn Sie nun in Ihrem Wahlkreis unterwegs sind? Die Bürger in meinem Wahlkreis sind sehr interessiert an meiner Arbeit in Berlin, am Ablauf und der Struktur einer Sitzungswoche sowie an inhaltlichen Themen. In den Wahlkreiswochen versuche ich eine Brücke zu schlagen zwischen meiner Arbeit in den Ausschüssen und den Menschen im Wahlkreis. Ich besuche soziale Einrichtungen und Organisationen, spreche mit den im Familienbereich tätigen Verantwortlichen, den Gleichstellungs-, Senioren- und Jugendbeauftragten und besuche Betriebe in meinem Wahlkreis. Außerdem biete ich Sprechstunden an und bin bei zahlreichen Veranstaltungen vor Ort unterwegs, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und zu hören "wo der Schuh drückt". Was sind Ihre ganz persönlichen politischen Ziele? Ich will, dass wir in den Schwerpunktbereichen meiner Arbeit ein Stück vorankommen. Wenn wir uns mit unseren europäischen Nachbarn vergleichen, dann gibt es einiges, was wir noch tun können, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen und unsere Gesellschaft und das Arbeitsleben familienfreundlicher zu gestalten. Das Gleiche gilt beim Thema Gleichstellung und Fachkräftemangel. Die Bundespolitik kann dabei die Weichen stellen, vor Ort muss es umgesetzt werden. Bei beiden will ich mithelfen. Welches Ihrer Wahlversprechen konnten Sie umsetzen? Im Wahlkampf habe ich versprochen, mich gerade für diese Bereiche starkzumachen, in denen ich mich jetzt engagiere. Was wir in Berlin beschließen, versuche ich auch in den Wahlkreis hineinzutragen. Erste Informationsveranstaltungen und Gespräche zu neuen Maßnahmen und Projekten haben schon stattgefunden. Dabei ging es um den Wiedereinstieg ins Berufsleben, eine bessere Unterstützung Alleinerziehender, um betriebliche Kinderbetreuung, um Tagesmütternetzwerke, seniorengerechtes Wohnen, Entgeltgleichheit, Mehrgenerationenhäuser, um Integration genauso wie um Möglichkeiten der Förderung innovativer Betriebe oder arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Was können junge Politiker besser als ältere? Grundsätzlich würde ich nicht zwischen jung und alt, sondern zwischen mehr oder weniger engagiert unterscheiden. Als junge Frau mit einem sehr gemischten Freundeskreis, der eine große Spanne von Lebensentwürfen umfasst, kenne ich die Probleme junger Frauen und Männer und junger Familien gut. Deshalb ist dies auch einer meiner Schwerpunkte. Warum sollte Ihre Partei auf Sie setzen? Weil ich meine Arbeit gern und mit viel Herzblut mache und vielleicht den einen oder anderen für unsere politische Arbeit begeistern kann. Ist Politik Ihr Leben? Der "Job" der Bundestagsabgeordneten nimmt den größten Teil meiner Zeit in Anspruch, unter der Woche und auch am Wochenende. Von daher ist es schon "mein Leben". Wichtiger sind mir allerdings Familie und Freunde. Sie geben die Kraft, die man im politischen Betrieb auf jeden Fall braucht. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Das ist als Politiker sehr schwierig zu sagen. Das Votum der Wähler kann dabei manchmal nicht unwesentlich sein. Wovon träumen Sie? Verrat ich nicht.

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(Foto: www.marco-urban.de)

Lars Klingbeil, SPD, Jahrgang 1978, Soltau, Niedersachsen Herr Klingbeil, Ihr erstes Jahr im Bundestag ist vorbei - was hat Sie zu Beginn am meisten überrascht? Ich hatte befürchtet, als junger Abgeordneter wird einem signalisiert: Stell dich hinten an und halte die Füße still. Das Gegenteil war der Fall. Frank-Walter Steinmeier bindet den "Nachwuchs" ein. Mit einem Platz im Verteidigungsausschuss und gleich zwei Sprecherfunktionen für Neue Medien und in der Enquete Internet und digitale Gesellschaft kann ich mich gleich voll einbringen. Was hat Sie enttäuscht? Die vielen nicht wiederbesetzen Plätze im SPD-Fraktionssaal bei unserer ersten Fraktionssitzung. Die SPD hat mit einem Ergebnis von 23 Prozent viele Mandate bei der Bundestagswahl verloren. Die Wähler haben uns ein klares Signal gegeben. Wie war das erste Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden? Ausgezeichnet. Kurz danach hat Steinmeier mich gebeten, bei der namentlichen Abstimmung zum Afghanistan-Mandat zu reden. Das habe ich als Vertrauensbeweis empfunden. Beim Pokalfinale 2010 hatten wir im Olympiastadion allerdings Differenzen. Wir waren für unterschiedliche Mannschaften. Meine hat am Ende aber gewonnen. Welche Aufgaben in Ihrem Alltag als Abgeordneter rauben am meisten Zeit? Koordinierung und Organisation. Und natürlich Sitzungen in denen eigentlich nach 20 Minuten alles gesagt ist, aber noch nicht von jedem ... Wie reagieren die Bürger, wenn Sie nun in Ihrem Wahlkreis unterwegs sind? Ich war gerade sechs Wochen auf Tour durch den Wahlkreis und habe knapp 150 Termine wahrgenommen. Zumindest habe ich das Gefühl, die meisten freuen sich mich zu sehen. Und natürlich gibt es viele Nachfragen, ob man sich im neuen Job eingelebt hat. Die Menschen kommen auch bei nicht offiziellen Terminen auf mich zu: beim Einkaufen, auf dem Schützenfest oder beim Konzert. Das ist die größte Anerkennung für mich, wenn die Menschen unverkrampft und offen den Kontakt suchen. Was sind Ihre ganz persönlichen politischen Ziele? Ich möchte, dass Politik wieder an Glaubwürdigkeit gewinnt. Deswegen verzichte ich auf Kampfrhetorik gegenüber der politischen Konkurrenz und rede lieber über meine eigenen Ziele und Ideen. Und ich verzichte auf Versprechen. Außer, dass ich den Menschen zusage, dass ich hart für meine politischen Ziele arbeite. Welches Ihrer Wahlversprechen konnten Sie umsetzen? Im Bereich der Netzpolitik hatte ich mir vorgenommen, die SPD auf einen anderen Weg zu bringen. Gerade die Zustimmung zu den Netzsperren war von Seiten der SPD falsch. Hier konnte ich an einer Neupositionierung mitarbeiten. Die Politik ist aber insgesamt noch weit entfernt von einer modernen Netzpolitik. Was können junge Politiker besser als ältere? Nichts. Ich mag keine Verallgemeinerungen auf Grund des Lebensalters. Warum sollte Ihre Partei auf Sie setzen? Darüber mache ich mir keine Gedanken. Mir geht es darum, Vertrauen zu rechtfertigen und meine Arbeit bestmöglich zu erledigen. Alles andere kommt von alleine. Ist Politik Ihr Leben? Schwere Frage. Ohne Politik würde mir im derzeitigen Lebensabschnitt etwas fehlen. Ich nehme meinen Job ernst, arbeite viel und bin ein politischer Mensch. Ich versuche aufzupassen, dass Politik mein Leben nicht komplett dominiert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, irgendwann noch etwas anderes als "Berufspolitik" zu machen. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Wenn Politik anfängt sich zu ändern, transparenter und offener wird, kann ich mir vorstellen, in zehn Jahren noch dabei zu sein. Aber bei solchen Prognosen bin ich immer schlecht. Wovon träumen Sie? Irgendwann will ich noch mal in New York leben. Und mal zusammen mit Mehmet Scholl Platten auflegen.

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(Foto: Stracke Stephan / Katrin Rohde)

Stephan Stracke, CSU, Jahrgang 1974, Ostallgäu, Bayern Herr Stracke, Ihr erstes Jahr im Bundestag ist vorbei - was hat Sie zu Beginn am meisten überrascht? Überrascht hat mich die konstituierende Sitzung des Bundestags. Sie hatte den Charakter einer reinen Arbeitssitzung. Nicht einmal die Nationalhymne wurde gemeinsam gesungen. Was hat Sie enttäuscht? Die Rolle rückwärts der SPD bei all den Punkten, die sie noch in der großen Koalition für gut befunden hat. Wie war das erste Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden? Ich gehe davon aus, dass Sie den Chef der CSU-Landesgruppe meinen. Ich wurde durch Dr. Hans-Peter Friedrich sehr gut aufgenommen. Dies gilt auch für die gesamte Landesgruppe. Welche Aufgaben in Ihrem Alltag als Abgeordneter rauben am meisten Zeit? In Berlin bin ich unter anderem ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss. Aufgrund der Komplexität des Themenbereichs möchte ich mich möglichst schnell und intensiv einarbeiten. Deshalb führe ich eine Vielzahl persönlicher Gespräche und natürlich kommt auch das Lesen nicht zu kurz. Wie reagieren die Bürger, wenn Sie nun in Ihrem Wahlkreis unterwegs sind? Ich werde von den Bürgerinnen und Bürgern offen und freundlich aufgenommen. Es wird positiv bewertet, dass sich ein Bundestagsabgeordneter für die konkreten Belange vor Ort Zeit nimmt. Was sind Ihre ganz persönlichen politischen Ziele? Als Gesundheitspolitiker will ich, dass unsere bayerische Spitzenmedizin weiterhin jedem unabhängig vom persönlichem Einkommen zur Verfügung steht. Dabei setze ich auf ein wettbewerbliches und generationengerechtes System. Hier ist noch viel zu tun. Welches Ihrer Wahlversprechen konnten Sie umsetzen? Mir ist es ein besonderes Anliegen, für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort da zu sein. Ich glaube, hier befinde ich mich auf einem guten Weg. Natürlich war das erste Jahr meiner Arbeit in Berlin vor allem dadurch geprägt, mich in meine Ausschusstätigkeiten einzuarbeiten. Da die Legislaturperiode auf vier Jahre angelegt ist, ist ein realistisches Fazit erst dann zu ziehen. Was können junge Politiker besser als ältere? Ich denke nicht, dass das Alter etwas mit besser oder schlechter zu tun hat. Entscheidend ist immer die Kraft der Argumente und die Leidenschaft im politischen Handeln. Warum sollte Ihre Partei auf Sie setzen? Wieso sollte? Meine Partei und vor allem meine Wähler setzen bereits auf mich. Dieses Vertrauen will ich bekräftigen. Ist Politik Ihr Leben? Politik ist ein sehr wichtiger Teil meines Lebens, aber sie ist nicht ausschließlich mein Leben. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? Ich bin in die Politik gegangen, um gestalten zu können und die Interessen meiner Heimat in Berlin zu vertreten. Solange ich das Gefühl habe, dass dies gelingt und ich auch das Vertrauen meiner Wählerinnen und Wähler besitze, möchte ich in der Politik bleiben. Andernfalls werde ich wieder meinen Beruf als Jurist ausüben. Wovon träumen Sie? Ich träume nur nachts und dann meistens sehr gut. In "Das erste Jahr im Bundestag (2)" geht es um Piercings, ein denkmalgeschütztes Häuschen und die Schwierigkeit, Urlaub zu planen. Lesen Sie die Antworten von Agnes Malczak (Grüne), Sebastian Körber (FDP), Niema Movassat (Die Linke) und Reinhard Brandl (CSU).

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