Kritik aus den eigenen Reihen:"Die CDU läuft den Wechselwählern hinterher"

Profillosigkeit, Abgehobenheit, mangelnde Volksnähe:Der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel war hart mit seiner Partei ins Gericht gegangen. Prompt stimmen weitere CDU-Politiker in die Kritik ein.

Profillosigkeit und schwindende Volksnähe hatte der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel seiner Partei vorgeworfen - und dabei geltend gemacht, dass er bei weitem nicht der Einzige sei, der sich Sorgen um den Zustand der Partei macht. Dass seine Unzufriedenheit wohl tatsächlich kein Einzelfall ist, zeigen weitere Parteimitglieder, die bereitwillig in die Kritik einstimmen.

Der frühere Unions-Bundestagsfraktionschef, Friedrich Merz, kritisiert: "Die CDU verliert ihre Stammwähler-Basis". (Foto: dpa)

Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, sagte der Bild-Zeitung: "Wir müssen den Menschen vor allem unsere Europapolitik besser erklären, denn ein Europa der Geheimdiplomatie schafft kein Vertrauen."

Der frühere Unions-Bundestagsfraktionschef, Friedrich Merz, monierte im selben Blatt: "Die CDU verliert ihre Stammwähler-Basis und läuft dem Flugsand der Wechselwähler hinterher. Und statt sich mit den wirklichen Problemen zu befassen, werden Parteigremien mit Themen chloroformiert, für die die Bundespolitik - Beispiel Schule - gar nicht zuständig ist."

Der CDU-Fraktionschef im Landtag von Thüringen, Mike Mohring, sagte, die Union müsse wieder lernen, ihre Stammwähler mitzunehmen, sich auf ihr christliches Wertefundament besinnen und in der Tagespolitik Verlässlichkeit zeigen.

Der Chef der Senioren-Union, Otto Wulff, sagte, Teufel spreche vielen in der Union aus dem Herzen. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, kritisierte, viele Stammwähler hätten kein Vertrauen mehr in die Parteiführung. "Wenn sich unsere Führung nicht mehr an Parteitagsbeschlüsse hält, vor allem in der Energie-, Steuer- und Europapolitik- dann darf sich kein Mensch darüber wundern, dass die Leute nicht mehr wissen, wofür die CDU noch steht", sagte er.

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