Innerparteilicher Konflikt:Bericht: CDU-Chef Merz wollte 2023 zurücktreten

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"Sollen die doch ihren Scheiß alleine machen": Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender seit 2022. (Foto: Markus Schreiber/AP)

"Eine Schweinerei": Der Parteivorsitzende soll sich nach "Spiegel"-Informationen über einen Zeitungsartikel von NRW-Ministerpräsident Wüst so geärgert haben, dass er offenbar hinwerfen wollte.

Friedrich Merz soll im vergangenen Jahr mit dem Rücktritt von seinem Amt als Parteivorsitzender der CDU gedroht haben. Das berichtet der Spiegel. Nach Informationen des Magazins empörte sich Merz im Juni 2023 offenbar über einen Zeitungsartikel von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst so sehr, dass er hinwerfen wollte.

Wüst, der auch Chef der CDU in Nordrhein-Westfalen ist und immer wieder als möglicher Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl 2025 genannt wird, hatte damals in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen Debattenbeitrag vor dem bevorstehenden kleinen Parteitag der Christdemokraten veröffentlicht - der Titel des Beitrags lautete: "Das Herz der CDU schlägt in der Mitte."

Die Parteiführung wurde davon offensichtlich überrascht. Merz soll mit scharfen Worten reagiert haben. "Ich werf' hin. Ich hab' die Schnauze voll. Sollen die doch ihren Scheiß alleine machen", wird Merz laut Spiegel an dem Nachmittag der Veröffentlichung von seinem Umfeld zitiert. "Ich sag' gleich im Bundesvorstand, dass Wüst das machen soll. Soll der doch auch morgen die Rede halten. Das ist eine Schweinerei."

Mehrere Stunden lang sei Merz völlig außer sich gewesen und habe als Parteivorsitzender aufgeben wollen, berichtet der Spiegel aus dem Umfeld von Merz. Erst ein eilig anberaumtes Krisengespräch mit Wolfgang Schäuble habe ihn davon offenbar abhalten können.

Merz ärgert sich auch über Daniel Günther

Noch Wochen später, heißt es im Umfeld des CDU-Chefs, habe sich Merz in internen Gesprächen immer wieder über Wüst erregt. Auch über den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther soll sich Merz geärgert haben. "Wenn die so weitermachen, dann schmeiß' ich hin", zitiert der Spiegel den CDU-Vorsitzenden.

Günther selbst sorgt aktuell mit einem Vorstoß erneut für Aufregung in der CDU. Er wirbt für einen offeneren Umgang seiner Partei mit der Linkspartei. Er sagte der FAZ: "Wir machen keine gemeinsame Sache mit der AfD, weder in Personal- noch in Sachfragen." Linke und AfD könne man nicht miteinander gleichsetzen. Ob Günther sich mit dieser Ansicht in der Partei durchsetzen kann, ist zweifelhaft.

In der kommenden Woche will sich die CDU bei ihrem Parteitag in Berlin mit einem erneuerten Programm als Gegenmodell zur Ampelkoalition präsentieren. "Wir wollen den Menschen in Deutschland wieder Halt, Orientierung und Zuversicht geben", sagte Generalsekretär Carsten Linnemann am Freitag. Das Land sei "völlig verunsichert". Die Hauptverantwortung für die Stimmung trage die Bundesregierung, die "ziellos und planlos" navigiere. Friedrich Merz stellt sich beim Parteitag zur ersten Wiederwahl.

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