Bundesliga:Der FC Bayern sendet jetzt über den FC Bayern

FC Bayern Muenchen Opens New Fan Shop

Gast in der ersten Sendung: Karl-Heinz Rummenigge.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern startet einen 24-Stunden-Kanal, um über den eigenen Klub zu berichten.
  • Der Kanal kostet 5,95 Euro im Monat und ist Teil einer Strategie, um von klassischen Medien unabhängiger zu werden.
  • Viele große Klubs in Europa besitzen einen ähnlichen hauseigenen Sender.

Von Maik Rosner

Dass Klaus Augenthaler über ein perfektes Fernsehgesicht verfügt, ist eine gewagte Behauptung, die nicht einmal Klaus Augenthaler aufstellen würde. Es sei denn, es ginge um die Besetzung eines Westerns. Augenthaler, 59, Weltmeister von 1990 und einer der erfolgreichsten Profis in der Geschichte des FC Bayern, wird es nun dennoch einmal versuchen: als Experte in bekannter Umgebung, als Stammgast des Klubsenders FC Bayern.tv live.

Am Montag um elf Uhr ist der neue 24-Stunden-Kanal der Münchner auf Sendung gegangen. Im wöchentlichen Wechsel mit dem nicht ganz so erfolgreichen früheren Profi Andreas Ottl, 31, wird Augenthaler dort von nun an dienstags Spiele des deutschen Branchenführers nachbesprechen und auf die nächste Partie blicken. In dieser Woche dreht sich alles um das 8:0 gegen den Hamburger SV und ums Viertelfinale im Pokal gegen Schalke am Mittwoch. Rau wie in der früheren TV-Serie "Western von gestern" wird es in der Talksendung "Nachspielzeit" kaum zugehen. Dafür ist es eine Premiere: Erstmals interviewt und analysiert ein Bundesligist sich in einer Rund-um-die-Uhr-Schleife selbst.

Münchner folgen einem von Real und Manchester gesetzten Trend

Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge empfing die Zuschauer zum Sendebeginn und stellte das Programm von der Säbener Straße in einem Trailer vor, der jene Tonlage vorgibt, die den Betrachter erwartet bei diesem Hauskanal: jubelnde und fröhliche Bayern, Konfettiregen, jede Menge Pokale und Heldenverehrung in Zeitlupe, unterlegt von emotionaler Musik. Zu Wort kamen die prominentesten Spieler wie Kapitän Philipp Lahm, Thomas Müller, Manuel Neuer und Mats Hummels, Arjen Robben versprach "exklusive Einblicke und einzigartige Formate". Im Studio-Talk zwischen Rummenigge und Moderator Simon Köpfer ging es danach um Trainer Carlo Ancelotti. Rummenigge verkündete die exklusive Breaking News, der Italiener sei "ein sehr angenehmer Mensch". Nach 20 Minuten gab es die erste Wiederholung.

Es ist natürlich keine Überraschung, dass der FC Bayern nach einer kostenlosen Probephase demnächst für 5,95 Euro im Monat kein journalistisch motiviertes Produkt anbietet, sondern ein Fan-TV, das nur den Anschein erwecken soll, sich von den Beiträgen der öffentlich-rechtlichen, privaten und Pay-TV-Sender kaum zu unterscheiden. Der Klub verfolgt schon länger die Strategie, über soziale Netzwerke, Websites und nun einen 24-Stunden-Kanal selbst Nachrichten zu produzieren - oder das, was der Fan dafür halten soll. Dies folgt einem Trend, den im Fußball europäische Großklubs wie Real Madrid, der FC Barcelona oder Manchester United gesetzt haben. Es gibt beispielsweise auch einen TV-Kanal des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), selbst Amateurklubs produzieren und setzen mittlerweile ihre Bewegtbilder selbst in Netz.

Hinter den eigenen Formaten steckt das Interesse, sich abzukoppeln von klassischen Vertriebswegen. Andreas Jung, Marketing-Vorstand des FC Bayern, hat dies beim Deutschen Medienkongress in Frankfurt im Januar bestätigt. In den digitalen Medien "haben wir die Möglichkeit, selbst Einfluss zu nehmen. Wir sind nicht abhängig von anderen, die über uns reden, sondern wir haben die Möglichkeit, selbst die Botschaft rauszusenden", sagte Jung. Das Entscheidende sei, "dass man die eigene Marke so positionieren und steuern kann, wie man das möchte". Und gar noch ein Honorar von der Kundschaft für die Selbstvermarktung erhält.

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