Bundesliga: Schalke 04:Entlassung? Denkbar!

Die Auftritte von Schalke 04 bis Weihnachten dürften über die Zukunft von Trainer Felix Magath entscheiden. Dessen Stellung ist nicht mehr unerschütterlich - auch wenn sein Rauswurf den überschuldeten Verein ein Vermögen kosten würde.

Philipp Selldorf

Der Aufsichtsrat des FC Schalke 04 hat vor allem die Aufgabe, sich um die wirtschaftlichen Themen zu kümmern und diesbezüglich den Vorstand zu kontrollieren. Er ist nicht dafür zuständig, das Stellungsspiel der Profimannschaft bei Eckbällen oder das Deckungsverhalten auf den Außenbahnen zu bewerten. Manchmal jedoch lässt sich das eine nicht vom anderen trennen, und deshalb sollte Vorstandssprecher und Sportchef Felix Magath dem Aufsichtsrat am Mittwoch ein paar Fußballfragen beantworten. Es geht um das 0:5 in Kaiserslautern, aber es sieht so aus, als ob in Schalke längst mehr zur Debatte steht als ein peinlich verlorenes Punktspiel.

Training FC Schalke 04

Harter Winter: Schalke-Trainer Felix Magath.

(Foto: dapd)

Auf das Gespräch, zu dem außer Magath auch dessen Vorstandskollegen Horst Heldt und Peter Peters gebeten waren, hatte Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies am Wochenende via Bild mit tönenden Worten eingestimmt: "Ich bin erschüttert! Die ganze Euphorie der Champions League von einem Aufsteiger zerschlagen, das ist der Hammer! Der Trainer und Manager Felix Magath muss uns jetzt erklären und darstellen, wie wir da wieder rauskommen."

Seine Aussage hatte in Schalke Irritationen ausgelöst. Beobachter interpretierten sie als Prolog einer eilig anberaumten Krisensitzung, Magath müsse "zum Rapport" erscheinen. Der Trainer erklärte jedoch der Waz: "Ich weiß bisher von keinem Termin mit Clemens Tönnies."

Seine angebliche Unwissenheit war aber nur ein taktisches Manöver. Das Gespräch mit Tönnies war für Dienstag angesetzt worden, der vorgesehene Termin fiel kurzfristig aus, weil der Fleischfabrikant andere Verpflichtungen hatte. Spätestens für Mittwoch stand aber die nächste Verabredung an, denn dann traf sich der elf Mitglieder zählende Aufsichtsrat auf der Geschäftsstelle zur turnusmäßigen Sitzung. Diesen Zusammenkünften ist Magath in besseren Zeiten auf Schalke schon ferngeblieben.

Diesmal erschien das nicht ratsam.

Außer dem Desaster beim FCK wird auch Magaths betont harter Umgang mit den Spielern kritisch gesehen. Das Schauspiel, das er am Dienstag veranstaltete, als er die Mannschaft bei minus drei Grad ohne Handschuhe, Mützen und lange Hosen trainieren ließ, sorgt für Unverständnis und wird als Rückfall in ein vormodernes Medizinball-Regime kommentiert.

Auch die Transferbilanz des Sportchefs steht zur Diskussion. Magaths Stellung scheint nicht mehr unerschütterlich zu sein, sein Verhältnis zu Tönnies gilt als sehr angespannt. Der Aufsichtsrat hatte den Trainer im Frühjahr 2009 zum Wechsel überredet und mit Befugnissen ausgestattet, die in Schalke noch keinem Verantwortlichen zugestanden wurden.

Der bis 2013 geschlossene Vertrag sieht eine Entlohnung auf dem Niveau Real Madrids vor, mit angeblichen Jahreseinkünften bis zu sechs Millionen Euro, hinzu kommen die Kosten für die zahlreichen Mitarbeiter, die er mitgebracht oder eingestellt hat. Seine Vertrauten besetzen Schlüsselstellen in Sport, Verwaltung und Marketing.

Dem Vernehmen nach hat sich Magath zusichern lassen, dass ihm im Falle der Trennung die volle Gage bis zum Ende der Vertragslaufzeit zusteht - im Falle der Kündigung müsste der hoch verschuldete Verein demnach eine Summe bezahlen, die in etwa den Champions-League-Einnahmen der laufenden Saison entspricht. Dennoch, so heißt es in Schalke, sei eine Entlassung des Generaldirektors nicht unmöglich.

Auch das Vakuum, das ein Auszug Magaths und seiner Getreuen verursachen würde, bedeute nicht, dass Schalke handlungsunfähig sei. Dass Tönnies im Sommer den vormaligen Stuttgarter Sportchef Heldt nach Gelsenkirchen geholt hat, war nicht zuletzt ein Akt der Vorsorge. Er soll sicherstellen, dass der Klub über ein Management verfügt, wenn Magath doch gehen sollte. Eine Entlassung des Trainers ist derzeit zwar nicht zu erwarten, die Ergebnisse der Spiele bis zur Winterpause dürften die Meinungsbildung im Aufsichtsrat aber ganz wesentlich beeinflussen.

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