Bundesliga:Spielplatz ohne Altersgrenze

Die Bundesliga vor der neuen Saison: Die Talente hauen ab, die alten, ehemals großen Spieler kommen an. Interessant ist jedoch auch, wer geblieben ist.

Christian Zaschke

Man muss ein ausgemachter Nörgler sein, um der Bundesliga nun diesen Vorwurf zu machen: Die jungen, vielversprechenden Talente hauen ab, die alten, ehemals großen Spieler kommen an, um noch einmal einen Batzen Geld abzugreifen. Obwohl: Auf den ersten Blick sieht es ja so aus. Mesut Özil, 21, und Sami Khedira, 23, sind zu Real Madrid gegangen, Jerôme Boateng, 21, hat bei Manchester City unterschrieben.

Bundesliga boomt: Aushängeschilder Raúl und Ballack

Altstars wie Raúl kommen, junge Talente wie Sami Khedira oder Mesut Özil gehen.

(Foto: dpa)

Gekommen ist der vormalige Real-Stürmer Raúl, 33, er folgt dem vormaligen Real-Stürmer Ruud van Nistelrooy, 34, der sich ein halbes Jahr früher auf den Weg in die Bundesliga machte. Raúl und van Nistelrooy sind - das Wort ist hier erlaubt - ehemalige Weltstars, die ihre Karriere größtenteils hinter sich haben, Özil, Khedira und Boateng haben ihre Karrieren noch vor sich; ob sie Weltstars werden, weiß kein Mensch. Gekommen ist übrigens auch Michael Ballack, 33, für den im Wesentlichen die gleichen Kriterien gelten wie für die prominenten Männer aus Madrid.

Betrachtet man die Liga nicht mit den Augen des Nörglers, dann fällt auf, wer alles geblieben ist. Bastian Schweinsteiger war der vielleicht aufregendste Spieler der WM, Philipp Lahm ist einer der weltbesten Außenverteidiger, Thomas Müller beendete die WM als Torschützenkönig. Zugegeben: Diese Männer spielen alle beim FC Bayern München.

Hier steckt jedoch der entscheidende Punkt: Es geht nicht um eine Konkurrenz der Ligen, sondern um eine Konkurrenz der größten und reichsten Klubs. Da nicht alle deutschen Nationalspieler beim deutschen Großklub FC Bayern spielen können, gehen eben einige nach Madrid (Größe und Geld) oder Manchester (Geld und Geld). In einer vergleichbaren Situation befand sich der deutsche Fußball zuletzt in den achtziger Jahren, als Lothar Matthäus, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann nach Italien wechselten, dort reiften und 1990 Weltmeister wurden.

Junge deutsche Fußballer waren international lange nicht mehr so begehrt wie jetzt, und dass einige das Land verlassen, ist nicht als Schwäche der Bundesliga zu werten, sondern im Gegenteil als Auszeichnung des hiesigen Fußballs. Die Bundesliga ist eine recht ausgeglichene, bisweilen etwas biedere und vielleicht zu freundliche Liga, in der das sportliche Niveau gut ist und pünktlich bezahlt wird.

In ihr ist Platz für Talente wie Müller, Stars wie Ribéry und Robben und neuerdings für Altstars wie Raúl und van Nistelrooy. Allerdings: Sollte einer der beiden alten Männer Torschützenkönig werden, könnten das die Nörgler selbstverständlich gegen die Liga verwenden.

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