Eishockey:Mannheimer Weg

Adler Mannheim - Nürnberg Ice Tigers

Mannheim ist wieder da: vor allem dank Chad Kolarik (links).

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Die Adler sind auf zwei Punkte an den Spitzenreiter herangekommen. Den Aufschwung haben sie Stürmer Chad Kolarik zu verdanken.

Von Christian Bernhard, Mannheim/München

Den 15. Januar haben sie bei den Adler Mannheim immer noch nicht vergessen. Nicht unbedingt wegen der 2:3-Niederlage bei den Augsburger Panthern, sondern weil sie seitdem auf Marcel Goc verzichten müssen. Der Nationalspieler hatte sich in jener Partie einen Kreuzbandriss zugezogen, der für ihn das Saisonaus bedeutete. Für die Adler war es ein Schock, Goc ist ihr Vorzeigespieler - auf und neben dem Eis. "Marcel ist unser Motor", betont Adler-Trainer Sean Simpson. "Ihn zu verlieren, war für die ganze Mannschaft schwer zu kapieren und akzeptieren." Die Frage, wie die Mannheimer den Verlust wegstecken würden, war eines der zentralen Themen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Knapp fünf Wochen später kann man sagen: sehr gut. Am Freitagabend gewannen die Adler das Spitzenspiel beim EHC Red Bull München mit 5:3 und rückten damit in der Tabelle bis auf zwei Zähler an die führenden Münchner heran. Vier Spieltage vor Ende der Hauptrunde ist Platz eins wieder in Reichweite, neun Siege in Serie sprechen für sich. Das Geheimnis des Erfolgs? "Es gibt keines", sagt Chad Kolarik. "Wir halten uns ans System und bringen ein gutes Team-Spiel aufs Eis." Der US-amerikanische Angreifer nennt das den "Mannheimer Weg".

"Wir haben einiges korrigiert", sagt Stürmer Chad Kolarik

Kolarik hat gehörigen Anteil daran, dass dieser wieder erfolgreich ist, nachdem es in der ersten Saisonphase noch holprig gelaufen war. "Wir haben einiges korrigiert", sagt der Stürmer, so seien die Fehler, die das Team im Oktober, November und Dezember gemacht habe, ausgemerzt worden. Im Training seien einige Dinge angepasst worden, erklärt er, die Einheiten seien nun etwas kürzer, aber intensiver. "Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden", betont er, "wir arbeiten weiter."

22 Treffer hat der Stürmer, der im Sommer aus Kloten (Schweiz) nach Mannheim gekommen war, auf seinem Konto. "Chad ist unser Torjäger", sagt Adler-Trainer Sean Simpson und hebt Kolariks "super Einstellung" hervor. Dass Kolarik, der über sich selbst sagt, er schieße "oft und gerne", auch passen kann, zeigte er am Freitagabend, als er in Minute 46 David Wolf wunderbar in Szene setzte, der den entscheidenden Treffer zum 4:3 erzielte. Es war sein 15. Assist der Saison.

Kolariks Qualitäten kommen besonders in den entscheidenden Spielphasen zum tragen. Sieben seiner 22 Tore waren spielentscheidend, nur Augsburgs Trevor Parkes hat genau so viele game winner erzielt. Fünf Tage vor dem tollen Pass auf Wolf hatte er beim 3:2-Siegtreffer in der Verlängerung gegen Nürnberg ebenfalls seinen Stock im Spiel. Kolarik, der nach Jahren in Schweden, Russland und der Schweiz seine erste DEL-Saison bestreitet, spricht nicht gerne über sich und hebt lieber das Kollektiv hervor. "Scoring-Punkte sind gut, um Verträge zu bekommen, aber für die Mannschaft geht es einzig und allein um Siege", sagt er in den Katakomben der Münchner Olympia-Eishalle. In Mannheim stünden nicht die persönlichen Statistiken im Vordergrund, "hier geht es um Meisterschaften."

"Wir spielen für die Playoff-Meisterschaft"

Trainer Sean Simpson weiß, wie man diese holt - er hat mit München den DEL-Titel und mit Zürich die Champions League gewonnen und zudem die Schweiz sensationell zu WM-Silber geführt. Nun scheint er auch in Mannheim den richtigen Ton zu treffen. "Er behandelt uns wie Männer und hat ein sehr gutes Gefühl für die Mannschaft", sagt Kolarik, der bereits in Kloten unter Simpson gespielt hat. Simpson sei etwas zurückhaltender geworden, berichtet Kolarik, "er weiß, dass wir eine erfahrene Mannschaft sind und wissen, was zu tun ist." Es fühle sich toll an, "auf einer solchen Erfolgswelle zu reiten und mit diesem Selbstvertrauen zu spielen", sagt Angreifer Christoph Ullmann. Die Mannschaft wisse aber, dass sie in den verbleibenden Hauptrunden-Partien Gas geben müsse, um den Schwung in die Playoffs mitzunehmen. Für Kolarik geht es dort erst so richtig los. Der Hauptrunden-Sieg wäre schon speziell, sagt er, "aber wir spielen für die Playoff-Meisterschaft."

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