Leroy Sané bei Manchester City:Zum zweiten Mal angekommen

Der frühere Schalker genießt nach anfänglichen Problemen inzwischen bei Trainer Pep Guardiola hohe Wertschätzung. Die 50 Millionen Ablöse gelten als Investition in die Zukunft.

Von Max Ferstl

Am Samstagnachmittag hat Leroy Sané eine hohe Wertschätzung von Pep Guardiola erfahren: Der Trainer setzte Sané auf die Ersatzbank. Für einen Spieler heißt das in aller Regel nichts Gutes, schließlich glaubt sein Trainer, die Partie auch ohne ihn gewinnen zu können. Im Fall Sané ist das aber nur halbrichtig. Sicher dürfte Guardiola davon ausgegangen sein, dass sein Team die fünfte Runde des FA Cups gegen Zweitligist Huddersfield ohne den Flügelstürmer übersteht (zu Unrecht: das Spiel endete 0:0). Doch Guardiola hat schließlich das große Ganze im Auge. Schon am Dienstag wartet in der Champions League der AS Monaco. Und offenbar glaubt Guardiola, dass Citys Chancen besser stehen, wenn seinen besten Spielern eine Partie gegen einen grätschenden Gegner erspart bleibt.

Guardiola hält Sané aktuell für ebenso schonenswert wie die Stars des Teams: Auch Kevin De Bruyne und Raheem Sterling, die fast immer spielen, fanden sich gegen Huddersfield auf der Bank wieder. Es ist ein weiterer Beleg für eine bemerkenswerte Entwicklung, die der junge Flügelstürmer in den vergangenen Wochen genommen hat. In der Liga hat Sané zuletzt vier Mal durchgespielt, ist die linke Außenbahn rauf und runter gesprintet. Die englische Tageszeitung The Guardian hat Manchesters Sturmformation Sané links, Gabriel Jesus in der Mitte und Sterling rechts "Dreizack" getauft. Als sich am vergangenen Montag Jesus verletzte, dem Dreizack also der zentrale Stachel herausbrach, riss Sané das Spiel an sich und bereitete das wichtige 1:0 durch Sterling vor. Guardiola lobte anschließend: "Die Leute sagen, dass im Winter nur einer hinzugekommen ist: Gabriel Jesus. Ich glaube aber, Leroy Sané ist zum zweiten Mal angekommen."

50 Millionen: Sané schleppte dieses Preisschildstets mit sich herum

Eigentlich ist Sané bereits seit August in Manchester, aber richtig anwesend zu sein schien er lange Zeit nicht. In seiner Anfangszeit legte ihn eine Oberschenkelverletzung lahm. Als er sich dann fit meldete, durfte er nur wenige Minuten spielen. Oder saß 90 Minuten auf der Bank, weil Guardiola glaubte, dass Manchesters Chancen ohne Sané tatsächlich besser stünden. Sané ließ seine Klasse zwar gelegentlich aufblitzen, aber die Leute fragten sich schon, ob das genug sei für jemanden, der 50 Millionen Euro gekostet hatte. So viel hatte Manchester im Sommer nach Schalke überwiesen. Sané schleppte dieses Preisschild in seinen ersten Monaten stets mit sich herum.

Guardiola hingegen erkannte vor allem eine Investition in die Zukunft. "Er ist nicht für drei Monate hergekommen, sondern für fünf Jahre." Kurz darauf schoss Sané gegen Arsenal sein erstes Tor für Manchester. "Seitdem hat bei ihm etwas klick gemacht", findet sein Trainer: "Du musst kein Experte sein, um seine Entwicklung zu sehen." Zwar verpasste der 21-Jährige die folgenden vier Partien, schoss aber bei seiner Rückkehr gegen Tottenham direkt sein zweites Tor. Inzwischen hat er die Planstelle auf der linken Außenbahn besetzt.

Gegen Huddersfield sammelt Sanés Vertreter kaum Argumente

Sané ist angekommen, das sagt er selbst: "Ich gewöhne mich an die Stadt und den Klub. Immer, wenn du umziehst, musst du dich umstellen. Ich musste mich außerdem an die neue Liga anpassen." Seit Sané gut spielt, scheint auch sein Klub ein neues Level erreicht zu haben. Mit dem Sieg in Bournemouth, dem dritten in Serie, sind die Citizens auf Platz zwei vorgerückt. Sogar der zum Perfektionismus neigende Guardiola lobte: "Zum ersten Mal waren in diesem Jahr alle auf der korrekten Position."

Das Pokalspiel gegen Huddersfield zeigte jedoch, dass das Konstrukt ein fragiles Gebilde ist. Nimmt man die tragenden Säulen weg, gerät es selbst gegen einen Zweitligisten ins Wackeln. Besonders in der Offensive ist Manchester von seinem Dreizack abhängig. Stürmer Sergio Agüero ließ nicht erahnen, wie er den lange verletzten Jesus ersetzen kann. Zwar kam City zu einigen Chancen, doch der Aufbau des Angriffsspiels wirkte behäbig. Das änderte sich auch nicht wesentlich, als Sané in der 69. Minute eingewechselt wurde. Zwar belebte der 21-Jährige etwas die linke Außenbahn, er deutete ein paar seiner berüchtigten Sprints an, verhedderte sich jedoch meist in den Beinen eines Abwehrspielers. Nun muss City nun nochmal gegen Huddersfield antreten, der ohnehin vollgestopfte Spielplan wird dadurch noch ein wenig voller. Aus Sanés Sicht war es trotzdem kein schlechter Tag: Sein Vertreter Nolito lieferte Guardiola kaum Gründe, weshalb er ihn künftig bevorzugen sollte.

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