Bewertungs-Symbole:Die Macht der Gefühle

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Liebe nur: Auf Facebook gibt es neuerdings ein Herz als Bewertung. (Foto: oh)

Facebook hat die Kraft der Liebe erkannt und will die Klicks mit Emotion ab sofort stärker gewichten als den Standard-Like. Das ist auch für Nutzer wichtig.

Von Simon Hurtz, München

Hochzeiten und Babyfotos sind die neuen Katzenbilder. Wenn ein alter Schulfreund heiratet oder die Arbeitskollegin am Tag der Geburt die süße, kleine Kinderhand fotografiert, regnet es Facebook-Herzen. Die signalisieren "Love", wo der gewöhnliche nach oben deutende Daumen einfach nur bedeutet: "Gefällt mir".

Auch Facebook hat die Kraft der Liebe erkannt und will die Klicks mit Emotion ab sofort stärker gewichten als den Standard-Like. "Wir haben herausgefunden, dass Menschen, die eine Reaktion hinterlassen, ein noch stärkeres soziales Signal senden, als wenn sie den Post nur liken", sagt ein Sprecher. Das ist auch für Nutzer wichtig: Wer über eine Meldung lacht, ein Video gerne anschaut oder ein Foto als besonders beeindruckend empfindet, der sollte das mit den entsprechenden Emojis würdigen. Das erhöht die Chance, in Zukunft mehr dieser Inhalte zu sehen.

Vor einem Jahr hat Facebook den Like-Button um fünf Reaktionen ergänzt: "Love", "Haha", "Wow", "Traurig" oder "Wütend". Seitdem haben Nutzer mehr als 300 Milliarden Mal auf eines der Symbole geklickt. Dennoch dominieren die normalen Likes. Das dürfte zwei Gründe haben: Gewohnheit und Bequemlichkeit.

Sieben Jahre haben Facebook-Nutzer ausschließlich auf den Daumen geklickt, und so schnell wird man diese Routine nicht los. Außerdem erfordert der blaue Daumen weniger Aufwand. Um ein Herz zu verteilen, müssen Nutzer den Like-Button markieren, bevor die fünf Emotionen als Auswahlmöglichkeiten erscheinen.

Der Facebook-Algorithmus ist die Erfolgsformel des sozialen Netzwerks. Hunderttausende Kriterien bestimmen, welche Inhalte in der Timeline auftauchen: Ist es ein Text-, Foto- oder Videobeitrag? Stammt der Inhalt von einer Freundin, mit der man häufig Nachrichten schreibt? Wie alt ist das Posting? Niemand weiß, welche Signale Facebook auswertet und wie diese zusammengesetzt werden. Fest steht nur: Nutzer sehen nur einen Bruchteil der Inhalte, die Freunde und gelikte Seiten teilen.

Die Milliardenfrage für Facebook lautet: Ist es der richtige Bruchteil? Wer zu oft Inhalte sieht, die ihn nicht interessieren, verliert das Interesse an Facebook, das wiederum die Möglichkeit verliert, ihm Werbung anzuzeigen. Dementsprechend wichtig ist es für das Unternehmen, den Algorithmus ständig zu verbessern, um seine bald zwei Milliarden Nutzer bei Laune und auf der Webseite zu halten.

Dabei hilft nun also die höhere Gewichtung der Emotionen. Und natürlich erfährt Facebook durch die differenzierten Reaktionsmöglichkeiten noch ein bisschen mehr über seine Nutzer.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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