Deutsche Telekom:Ermittlungen auch gegen Chef Obermann

Die Justiz ermittelt wegen des Verdachts auf Korruptionsdelikte nicht nur gegen die Telekom, auch Konzernchef René Obermann persönlich hat Ärger. Die Bonner sind irritiert.

Hans Leyendecker und Klaus Ott

Wegen des Verdachts von Korruptionsdelikten bei Osteuropageschäften der Deutschen Telekom wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung auch gegen den Vorstandschef René Obermann ermittelt. Die Telekom bestätigte das. Obermann weist die Vorwürfe als falsch zurück.

Deutsche Telekom AG CEO Obermann poses during the general meeting in Cologne

Nicht nur die Telekom als Konzern, sondern auch Chef René Obermann hat Ärger mit der Justiz.

(Foto: REUTERS)

Die Staatsanwaltschaft in Bonn hat kürzlich ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechung oder Beihilfe hierzu gegen mehrere Manager und Mitarbeiter der Deutschen Telekom eingeleitet, das sich auch gegen René Obermann richtet. Ende August waren die Bonner Konzernzentrale und die Privatwohnung von Obermann durchsucht worden. Insgesamt gibt es acht Beschuldigte, darunter auch Personen, die nicht bei der Telekom beschäftigt sind. Bislang war der Eindruck entstanden, der Vorstandschef sei kein Beschuldigter in diesem Verfahren, sondern Zeuge.

Obermann wird nach Angaben des Konzerns unterstellt, er habe vor fünf Jahren bei der Telekom-Gesellschaft in Mazedonien Gewinnausschüttungen an den dortigen Staat davon abhängig gemacht, dass der Telefonmarkt in diesem Land nicht für Konkurrenten geöffnet werde. Dies werde, so die Telekom, von der Bonner Staatsanwaltschaft ,,in Zusammenhang mit angeblichen Bestechungszahlungen Dritter gebracht''. Die nationale mazedonische Telefongesellschaft wird gemeinsam vom dortigen Staat und von der ungarischen Telekom betrieben (Magyar Telekom). Bei Magyar Telekom wiederum ist die Deutsche Telekom Hauptaktionär, die insofern erheblichen Einfluss auf die mazedonische Telefongesellschaft hat. Hätte Obermann tatsächlich Dividendenzahlungen der Telefongesellschaft in Mazedonien an deren Aktionäre, also auch an den Staat, mit politischen Gegenleistungen verknüpft, dann wäre das ein klassischer Korruptionsfall.

Der Konzernchef weist die Vorwürfe gegen ihn jedoch als falsch zurück. Die Telekom dulde nirgendwo Korruption. Aus Aufsichtsratskreisen der Telekom heißt es, man sei vom Vorstand auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hingewiesen worden und sehe keinen Anlass für Kritik an Obermann. Im Kontrollgremium betrachte man die Verdachtsmomente als ,,absurd''. Die Telekom hatte sich zunächst nicht äußern wollen, bestätigte dann aber am Abend, dass auch gegen Obermann ermittelt werde.

Die Bonner Staatsanwaltschaft erklärte, es sei ,,beileibe nicht klar'', wer in diesem Ermittlungsverfahren Beschuldigter und wer Zeuge sei. Es könne sein, dass dieser Vorgang wieder ,,zugeklappt'' werde. Bei der Prüfung von Unterlagen in Zusammenhang mit einem Rechtshilfeersuchen aus den USA sei ein Anfangsverdacht gegen verschiedene Personen aufgekommen. ,,Wir schauen jetzt, ob sich dieser Anfangsverdacht ausräumen lässt'', sagte ein Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft.

Obermann ist offenbar der einzige Top-Manager, der in den Akten der Bonner Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt wird. Bei den übrigen Verdächtigen aus den Reihen der Telekom soll es sich um Manager und Mitarbeiter handeln, die für Auslandsgesellschaften und Auslandsinvestitionen der Deutschen Telekom zuständig seien. Das Verfahren in Bonn war durch ein Rechtshilfeersuchen von US-Behörden ausgelöst worden, die den Vorgängen in Osteuropa schon seit Jahren nachgehen. Die Telekom AG war früher auch an der New Yorker Börse notiert und unterlag deshalb auch US-Vorschriften. In den USA wird Auslandsbestechung streng bestraft. Die US-Behörden hatten nach Angaben aus Telekom-Kreisen nicht gegen Obermann ermittelt, sondern ihn lediglich als Zeugen gehört. In der Telekom ist man deshalb irritiert darüber, dass die Bonner Staatsanwaltschaft nun gegen den Vorstandschef persönlich vorgeht.

Magyar Telekom, die ungarische Tochter der Deutschen Telekom, soll sich nach Vermutungen der Strafverfolger mit Schmiergeldzahlungen in Millionenhöhe Vorteile auf dem Balkan verschafft haben. Die verdächtigen Vorgänge in Mazedonien wie auch in Montenegro liegen gut ein halbes Jahrzehnt zurück.

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