Griechenland:Geld? Nein, danke

Griechenland benötigt nach eigener Einschätzung keine weiteren Hilfen mehr. Vorerst zumindest. Allerdings erinnert das Land die Euro-Partner an ihre Zusagen aus dem Jahr 2012.

Von Claus Hulverscheidt, Berlin

Das finanziell angeschlagene Euro-Mitglied Griechenland benötigt nach eigenem Bekunden weder ein drittes Hilfspaket der EU-Partner noch einen zweiten förmlichen Schuldenerlass. Der stellvertretende Finanzminister Christos Staikouras sagte vor Journalisten in Berlin, bis Mai 2015 verfüge seine Regierung über genügend Geld. Auch für den sich anschließenden Zwölf-Monatszeitraum zeichne sich ein Finanzierungskonzept ohne fremde Hilfe ab, zumal es Griechenland jüngst gelungen sei, auch wieder private Geldgeber zu gewinnen. Die Emission einer weiteren Staatsanleihe sei in Vorbereitung.

Staikouras und der Chef der Athener Staatskanzlei, Dimitris Vartzopoulos, hatten sich zuvor mit Mitgliedern des Bundestagshaushaltsausschusses getroffen, um die Abgeordneten über die Situation in ihrer Heimat zu informieren. Die EU-Partner hatten Griechenland mit zwei Kreditpaketen im Gesamtvolumen von 215 Milliarden Euro vor dem Staatsbankrott gerettet. Allein die deutschen Steuerzahler stehen für rund ein Viertel dieser Summe gerade.

Dank an die Bundesbürger

Staikouras bedankte sich ausdrücklich für die Hilfe der Bundesbürger, erinnerte die Finanzminister der Euro-Staaten aber auch an deren Zusage aus dem Jahr 2012, die Schuldenlast, unter der Griechenland ächzt, zu verringern. Die Athener Regierung habe ihren Teil der Abmachung erfüllt und erziele mittlerweile - bei Herausrechnung der Zinsausgaben - Haushaltsüberschüsse. Auch habe man die vereinbarten Reformen auf dem Arbeitsmarkt, im Sozialwesen und bei der Bekämpfung der Korruption planmäßig umgesetzt. "Nun müssen auch die Partner ihre Zusagen einhalten", forderte der Vize-Minister.

Was genau sich Athen vorstellt, wollte Staikouras nicht sagen, um die im Herbst beginnenden Verhandlungen nicht zu erschweren. Im Gespräch sind eine Verlängerung der Tilgungszeiten für bereits gewährte Kredite von heute durchschnittlich 24 auf 50 Jahre und eine Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt. Ein solches Paket käme nach Berechnungen der DZ Bank einem finanziellen Vorteil für Griechenland von fast 80 Milliarden Euro gleich. Die gemessen an der Wirtschaftsleistung mit mehr als 170 Prozent viel zu hohe Schuldenlast des Landes würde damit deutlich reduziert.

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