Die Europäische Union reagiert mit einem Importstopp auf den Gammelfleisch-Skandal in Brasilien: Lieferungen der betroffenen Unternehmen werden ab sofort zurückgewiesen. Außerdem forderte der derzeitige Ratsvorsitzende Joseph Muscat Brasilien auf, energischer gegen die Missstände vorzugehen. Die EU werde Kontrollen verschärfen und eine einheitliche Linie abstimmen, sagte Muscat am Freitagabend.
In Brasilien sollen mindestens 21 Firmen verdorbenes Fleisch umetikettiert, gestreckt und mit Chemikalien bearbeitet haben. Nach Erkenntnissen der brasilianischen Bundespolizei wurden Fleischstücke mit Wasserspritzen schwerer gemacht, Wurstprodukte mit Pappmaché gestreckt und bereits verdorbenes, übelriechendes Fleisch mit krebserzeugenden Substanzen behandelt. Inspektoren wurden jahrelang bestochen, damit sie die Zustände duldeten.
"Die Gesundheit der Verbraucher ist unser oberstes Interesse"
Der EU-Importstopp richtet sich gegen Fleisch, das schon unterwegs nach Europa ist. Es soll abgewiesen und zurück nach Brasilien geschickt werden. "Die Gesundheit der Verbraucher ist unser oberstes Interesse", betonte Muscat. Die EU behalte sich weitere Maßnahmen vor, je nachdem, wie die verschärften Kontrollen ausfielen und wie die brasilianischen Behörden es schafften, die Glaubwürdigkeit ihrer Kontrollinstanzen wieder herzustellen.
Deutschland importierte nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums im vergangenen Jahr etwa 114 000 Tonnen Fleisch und Fleischprodukte aus Brasilien, vor allem Geflügel. Brasilien ist das zweitgrößte Erzeugerland und der weltgrößte Exporteur von Rindfleisch.