Wirkung von Energydrinks:Lahme Flügel statt Koffeinkick

Trinken - und abheben. Das Red-Bull-Werbeversprechen ist einfach wie einprägsam. Doch nun belegt eine Studie: Bei übermäßigem Genuss machen Koffeingetränke träge.

Christina Berndt

Ursprünglich haben sich nur die Menschen in Thailand mit kalten, pappsüßen Koffeingetränken über die Tiefpunkte des Tages gerettet. Erst als ein österreichischer Geschäftsmann Krating Daeng (thailändisch für "roter Stier") in Europa als Red Bull vermarktete, ist die süße Brühe zum hippen Kaffee-Ersatz geworden und hat zahlreiche Nachahmer gefunden.

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Abgeschlafft statt aufgeputscht: Bei übermäßigem Genuss koffeinhaltiger Getränke verkehrt sich deren Wirkung ins Gegenteil.

(Foto: dpa)

Energiereich sind die so genannten Energydrinks gewiss (sie liefern knapp 500 Kilojoule); die Leistungsfähigkeit aber können sie sogar zunichtemachen, wie eine aktuelle Studie von der Northern Kentucky University nahelegt (Experimental and Clinical Psychopharmacology, Bd.18, Nr.6). In Reaktionstests schnitten Studenten mit Red Bull im Blut schlechter ab als junge Leute, die einen ebenso süßen Drink ohne Koffein tranken.

Verlangsamtes Reaktionsvermögen

An 80 Studenten testeten die Psychologinnen Meagan Howard and Cecile Marczinsky den Red-Bull-Effekt. Einige bekamen eine Dose Red Bull, die ungefähr so viel Koffein enthält wie eine Tasse Kaffee; andere tranken eine ähnlich schmeckende Limonade mit niedrigeren Koffeinmengen; und wieder andere bekamen die Limonade ohne Koffein.

Eine halbe Stunde nach der Erfrischungspause nahmen die Studenten an einem Computertest teil, bei dem es auf Schnelligkeit ankam. Sie sollten eine Taste nur dann drücken, wenn etwas Grünes auf dem Bildschirm erschien. Zwar sagten die Red-Bull-Studenten, sie fühlten sich fitter und energiegeladener, als dies die übrigen Probanden von sich sagten, aber ihre Reaktionen bestätigten das nicht: Sie waren am langsamsten von allen.

"Koffein kann zweifellos anregen und so die Aufmerksamkeit erhöhen", sagt der Psychologe Alfons Hamm, der sich an der Universität Gießen mit Effekten des Koffeins beschäftigt. Allerdings gehe die Aufmerksamkeit ab einem bestimmten Grad an Erregung auch wieder zurück. Die Kurve gleiche einem umgedrehten U.

Wie stark der Körper auf Koffein reagiere, sei von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, betont Hamm. Das hänge nicht nur vom Grad der Gewöhnung ab, sondern auch von der Erwartungshaltung: In einer Studie hat Hamm einmal Probanden entkoffeinierten Kaffee trinken lassen. Sie fühlten sich, als hätten sie Flügel.

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